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Pacific Crest Trail - Von Mexiko nach Kanada, zu Fuss

2.Juli - 8.Juli

Montag, den 2. Juli
Um acht Uhr aufgewacht von einem tiefen Schlaf in einem komfortablen Bett.
Einige Brötchen getoastet - die Hütte hatte sogar eine Küche - und diese zusammen mit einigen frischen Früchten aufgegessen. Nach der Erledigung einiger Anrufe ging es zur Post, um unser Ausrüstungspaket abzuholen. Hier auch ein Paket meiner Mutter mit verschiedenen getrockneten Früchten vorgefunden, eine wohlschmeckende Überraschung.
Um halb zwölf aufgebrochen, schafften wir heute noch 30 Kilometer, verbunden mit einem Aufstieg von Sierra City auf 1'500 Metern bis auf 2'475 Meter über Meer. Der Pfad führte zuerst durch dichten Wald, später ziemlich ausgesetzt der Bergflanke entlang durch hell grünes Gebüsch.
Wir hielten an einer Quelle unweit vom höchsten Punkt, aus der wir direkt trinken konnten. Das Wasser war unglaublich kalt und frisch und ein wahrer Genuss nach dem langen Anstieg an diesem heissen Tag. Am Ende des Anstiegs verlief der Weg dann wieder durch bewaldetes Gebiet mit lieblichen grünen Wiesen. Der Weg verläuft meistens auf der Ostseite des Berges, mit grossartigen Ausblicken auf mehrere Ketten von Seen tief unter uns.

Bei Sonnenuntergang campierten wir unter einem Rosa farbenen Himmel und einem nahezu vollen Mond.

Dienstag, den 3. Juli
Mit über fünfzig Kilometern ein überaus erfolgreicher "viele Kilometer Tag". Eingeschlossen waren einige tausend Fuss an Steigungen. Der Tag war unglaublich schwül und damit ein Garant dafür, dass ich meinen Kopf in einen eiskalten Bergbauch tauchte, um mich ein bisschen abzukühlen. Der Anstieg begann in mit immergrünen Zwergeichen über wachsenem Gelände, wurde dann waldig und führte anschliessend durch einen Abschnitt mit einer grossen Anzahl von Dogwood Bäumen. Es folgte der Abstieg zum Fowler's Peak Trail auf 1'680 Meter und damit auch zu unserem Camp.
Es war ein erfolgreicher Tag für die Sichtung von Bären, wir sahen nämlich heute nicht nur einen, sondern zwei davon. Den ersten Bär trafen wir am frühen Morgen. Er verschwand, uns nur einen kurzen Blick auf sein Hinterteil erlaubend, krachend im Gebüsch. Er war nur etwa fünfzehn Meter von uns entfernt und von wunderbar goldbrauner Farbe. Obwohl nicht schwarz, war es trotzdem ein Schwarzbär - man höre und staune.
Den zweiten Bären sahen wir im Abstieg zum Fowler's Peak Trail. Ich hörte ein Krachen im Gebüsch auf einem nur einige Meter über uns liegenden Geländerücken. Wir hielten beide an, schauten hinauf und sahen einen goldbraunen Schwarzbären seinen Kopf aus dem Gebüsch strecken, um uns zu überprüfen. Sobald er uns erspäht hatte, machte er rechts umkehrt und lief durch das Gebüsch brechend davon. Ich war überwältigt davon, wie nahe er uns und wie schön er war.

Die Begegnungen mit Bären waren in keiner Art und Weise beängstigend - sondern jedes mal ein eher sehr spezieller Moment, den zu erfahren wird die unverdiente Gelegenheit hatten.

Andererseits brachte es der Ptarmigan, ein wie eine Ente aussehender Vogel es fertig, mich zu Tode zu erschrecken. Diese Vögel lieben es, im Gebüsch hocken zu bleiben, bis der Wanderer ganz kurz vor ihnen ist, um dann mit einem Riesenkrach und ganz plötzlich auf zu fliegen - ich hatte deswegen beinahe eine Herzattacke.

Ein Vogel Furcht erregender als ein Bär, wer hätte das gedacht ?

Mittwoch, den 4. Juli
Glücklicher Unabhängigkeitstag!

Tom machte den ganzen Tag alle die vergnüglichen Dinge, die damit verbunden sind, wenn man den ganzen Tag durch die Wildnis stolpert und dazu Trailmix mampft. Ich verwöhnte ihn heute mit der Bemerkung, dass er am wichtigeren der beiden Feiertage, nämlich am Happy Canada-Day, einen Ruhetag geniessen konnte.
Das trug mir einen interessanten Blick ein!

Wir wanderten fünfundvierzig Kilometer und erreichten damit die Puma Wilderness. Der Weg führte uns hinunter zum Middle Fork des Feather River auf 970 Metern und dann wieder hinauf zu einem Aussichtspunkt auf 1'985 Metern.
Wie nun beinahe an jedem Nachmittag ballten sich auch heute wieder die Wolken zusammen, um für uns etwas Nasses vorzubereiten. Als wir langsam zum Spanish Peak hinauf stiegen, begann es zu regnen. Der Regen war nicht besonders stark, er kam strichweise. Als wir einen günstigen Platz sahen, entschlossen wir uns, unsere Plane auf zu spannen. Es war ein guter Entschluss, denn der Regen nahm nun zu und es regnete die ganze Nacht hindurch.
Unsere Plane tat auch diesmal ihre Arbeit und hielt uns und unsere Sachen geschätzt und trocken.

Donnerstag, den 5. Juli
Auf und unterwegs um fünf Uhr dreissig.
Unser Ziel war Belden, neunundzwanzig Kilometer entfernt und mit seinen 760 Metern Höhe um 1'370 Meter tiefer gelegen als unser höchster Punkt am Spanish Peak.
Am morgen begleiteten uns streckenweise lästige Mücken, die es genossen, uns zu belästigen. Zu Beginn führte der Weg durch ein grosses Gebiet, das vor etwa zwei Jahren, wie ich glaube, abgebrannt war. In der Ferne waren Berge zu sehen, deren Bewuchs vom Feuer verschlungen worden war.
Dar späte Vormittag und der Nachmittag sahen uns zahlreiche verrückt lange Serpentinen hinunter wandern - Tom zählte siebenunddreissig davon, um genau zu sein - die uns nach Belden bringen sollten. Ich denke, dass die Entwerfer des Pfades die Schleifen so lang gemacht haben, um die hilflosen PCT Wanderer zu ärgern, die auf ihre Gnade angewiesen sind. Wenigstens war der Pfad von zahlreichen Eichenbäumen beschattet, deren Blätter auf dem Pfad lagen und uns damit ein herbstliches Gefühl vermittelten.

Wir schleppten uns nach Belden, ein winziger Ort mit einem Laden und einem kleinen Restaurant. Aber schliesslich sassen wir im Hof unter einem Walnussbaum und verdrückten einen Hamburger (Tom) und einen vegetarischen Burger (ich), die wir mit fünf Gläsern Coca-Cola (Tom) und rosa farbener Limonade (ich) hinunter spülten. Sarah und Wyatt kamen mit ihrem Auto um vierzehn Uhr hier an, um uns zur rund vierundsechzig Kilometer von Belden entfernten Hütte von Dietrichs in Franks Valley zu bringen. Dietrichs verbringen jedes Jahr etwa eine Woche zusammen mit ihrer Familie und Freunden während der 4. Juli Festtage in dieser Hütte. Wyatt sah wirklich gut aus, viel besser als eine Woche zuvor, als wir ihn zuletzt gesehen hatten. Sarah sah schon eine Woche zuvor tiptop aus, sie brauchte keine ganze Woche, um sich zu erholen.

Wir begaben uns zur etwa vierzig Auto-Minuten entfernten Hütte. Die Hütte befand sich an einem überwältigenden Platz mit Aussicht auf eine grosse Wiese. Die Hütte, in den frühen Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts erbaut und seither mehrmals renoviert und umgebaut, hatte trotz allem ihre rustikale Atmosphäre behalten. Obwohl bei unserer Ankunft schon viele der 4. Juli Gäste abgereist waren, waren immer noch eine Menge Leute da, als wir ankamen - die Dietrichs (Wyatt, Marie, Sarah, Annie, und Emma, ihr Basset Hund), die Poores, Freunde von Dietrichs (Gary, Beth, und ihre Töchter Hilary und Elizabeth), Toms Cousin Tim mit Frau Cathy und Sohn David und Toms Cousin Michael mit seiner Frau Laura und den Töchtern Claire, Megan, und Colleen.
Alle waren neugierig in Bezug auf unsere Wanderung und wir plauderten lang in Liegestühlen hingestreckt bei Bier und kleinen Leckerbissen -- ah, welch eine Verwöhnung. Der Clan ging zum See, was Tom und mir den Genuss Gelegenheit zum Duschen und "Entstinken" verschaffte, was vermutlich uns allen zugute kam.

Am grossen Picknick Tisch im Freien genossen wir dann ein spätes Nachtessen mit Maisbrot und Chili, worauf uns Tim mit einem Feuerwerk zum 4. Juli (oder war es vielleicht nicht doch zum Canada Day?) überraschte. Sarah und Annie waren so grosszügig, uns ihre Betten in der Hütte zu überlassen.

Es ist schwierig zu beschreiben, was für ein wundervolles Gefühl es ist, nach einem Abend in guter Gesellschaft mit einem vollen Bauch und einem sauberen Körper in ein wundervoll weiches und warmes Bett zu kriechen.

Freitag, den 6. Juli
Morgens um acht rollten wir uns aus dem Bett, nach einem grossartigen Schlaf in unseren komfortablen Betten.
Wir hingen draussen mit einem Morgentee (bei Tom war es die Morgen-Coca-Cola) herum und genossen anschliessend ein Frühstücksfest mit Schinken, Eiern und Pfannkuchen mit Sahne, zubereitet von Gary und Beth.
Sarah, Tom und ich fuhren anschliessend nach Greenville, einer ungefähr fünfunddreissig Minuten von der Hütte entfernten winzig kleinen Stadt. Wir gingen zur Indian Valley Wäscherei, um unsere Kleider zu waschen, worauf Tom längere Zeit am Telefon mit dem Versuch verbrachte herauszufinden, wo unsere nicht in Belden eingetroffene Versorgungsbox abgeblieben war. Schliesslich fand er heraus, dass die Box zwar wohl im Belden Resort eingetroffen war, dort dann aber offenbar an einem unerwarteten Ort und unauffindbar gelagert wurde.

Das Auto brachte uns zur Hütte zurück, zu einer weiteren qualitativ hochstehenden Erholungszeit. Toms Cousins und ihre Familien waren gegangen, nur noch die Dietrichs, die Poores, Tom und ich waren noch da. Tom und ich assen während des ganzen Nachmittags und genossen zum Schluss Huhn-Enchiladas, Salate und frischen Mais - unsere Komplimente dafür gehen an Beth und Marie.
Zum Dessert hatten diese zwei zwei Pudding-Schalen zubereitet - eine mit der Amerikanischen und eine mit der Kanadischen Flagge. Sie sahen grossartig aus und waren eine süsse Überraschung.
Tom trieb die Sache auf die Spitze, indem er alle dazu aufforderte, mich zu animieren, das Lied "God Save the Queen" zu singen, etwas, das ich zum letzten Mal in der Elementarschule tat. Die zugrunde liegende Logik, Kinder dazu zu bringen, die Königin von England zu lobpreisen, ist für mich noch heute rätselhaft und nicht mehr nachvollziehbar, aber darüber will ich mich hier ganz sicher nicht weiter auslassen! So schmetterte ich, so gut ich eben konnte, "God Save the Queen" für die Leute und alle schienen von meinem Vortrag angeregt zu sein - ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das Gelächter der Zuhörer eher dem Lied selbst oder meiner Interpretation galt.
Anschliessend spielten wir auf dem in die Hütte geschleppten Picknicktisch verschiedene Brettspiele. Natürlich assen wir auch heute ununterbrochen Gebäck und andere feine Sachen, bis es dann um elf Uhr Nachts Zeit war, schlafen zu gehen.

Samstag, den 7. Juli
Wir erwachten ungefähr um sieben Uhr morgens nach einem weiteren tiefen und guten Schlaf in unseren komfortablen Betten.
Wir ordneten unser Gepäck und genossen einige von Marie bereitgestellte delikate Blaubeer Muffins. Wir verabschiedeten uns von allen und hüpften ins Auto, worauf uns Marie zum Trail in Belden zurückbrachte. Wir nahmen unser Paket in Empfang, dem Tom gestern so viel Zeit gewidmet hatte. Dann, nach einem letzten Schluck Saft und Coca-Cola nahmen wir um elf Uhr dreissig unsere Wanderung wieder auf.
Ab Belden verliessen wir die Sierras und begaben uns ins Gebiet der Cascades und des Modoc Plateau. Der Weg, in Belden auf einer Höhe von 760 Meter beginnend, kletterte während den nächsten sechsundzwanzig Kilometern auf eine Höhe von 2'300 Meter. Das Wetter war gut zu uns, Wolken am Himmel und eine kühle Brise, was umso angenehmer war, als der Weg durch ein kürzlich abgebranntes Gebiet führte, in dem kaum Anzeichen von Leben zu sehen waren. Die Bäume waren nur noch schwarz verkohlte Strünke, der Boden war staubig und russig und es war hier auch vollkommen still. Die einzigen lebenden Dinge waren kleine grüne, auf dem Waldboden verstreute Farne. Da der Boden so staubig war und unsere Füsse diesen Staub dauernd aufwirbelten, sahen wir bald einmal aus wie die Figur "Pigpen" aus dem Peanuts Comic Strip. Wir fanden den Weg nicht besonders anstrengend und das Wandern wurde noch leichter, nachdem er in eine alte Jeepstrasse übergegangen war.
Die Auswirkungen des vorangegangenen Waldbrandes nahmen jetzt ab und sowohl die grüne Farbe der Gräsern und Wildblumen als auch der Schatten der Bäume waren uns willkommen.
Wir campierten in einer kleinen Lichtung im Wald, angenehm gekühlt von einer leichten Brise. Einige der Mücken hatten sich aber offenbar entschlossen, uns auch während der Nacht treu zu bleiben - aber man kann schliesslich nicht immer gewinnen!

Sonntag, den 8. Juli

WIR HABEN DIE HALBE STRECKE GESCHAFFT!!!
2'172 Kilometer sind wir bereits gegangen und weitere 2'172 Kilometer liegen noch vor uns.
Es ist inspirierend und deprimierend zugleich.

Wir standen um sechs Uhr dreissig auf und hielten ungefähr um acht Uhr bei Cold Springs an, um zu frühstücken und unsere Wasservorräte aufzufüllen. Wir hatten siebenunddreissig wasserlose Kilometer vor uns und es war ein heisser Tag. Somit erschien es uns ratsam, eine Extraportion Wasser mit zu führen. Das Gelände bestand aus mässigen An- und Abstiegen, welche abwechselnd über exponierte, heisse Bergrücken aus vulkanischen Felsen mit Ausblick auf die umliegenden Berge und durch kühlere, Schatten spendende Koniferenwälder führten.

Auf einem der offenen Abschnitte erhaschten wir einen kurzen Blick auf den Lassen Peak und auf die Spitze des weit entfernten Mount Shasta. Tom und ich bleiben stehen und sahen uns ungläubig an. Konnte das wirklich Mount Shasta sein - der Mount Shasta in Nordkalifornien, der jedes mal beim Blick auf die Karte so unglaublich weit entfernt geschienen hatte ? Diese Karte hatte uns einen vogelähnlichen Überblick auf den Pacific Crest Trail ermöglicht, der sich leider nicht als gerade Linie, sondern in zahlreichen Windungen von Süden nach Norden schlängelt.

Nach ungefähr vierundvierzig Kilometern und ungefähr drei Kilometer nach dem Passieren des offiziellen "1/2 des Wegs" Punkt campierten wir auf 1'820 Metern Höhe an den Soldier Creek Springs. Hier trafen wir Ken (Trailname Potato Head oder Kartoffelkopf), einen 67 Jahre alten Gentleman aus Idaho. Sein im Vorjahr begonnener Versuch, den PCT in der ganzen Länge zu durchwandern, endete damals wegen einer schweren Entzündung an einem seiner Finger an der Interstate 80. Nachdem er sich erholt hatte, wanderte er in Washington weiter. In diesem Jahr wandert er nun von der Interstate 80 bis nach Cascade Locks, um die Durchwanderung zu vervollständigen.

Tom und ich feierten die halbe Strecke mit einem Fest aus mit Cayennepfeffer gewürztem Reis (New Orleans Style) und einem Anstossen unserer mit Gatorade gefüllten Wasserflaschen. Wissen wir nun das Leben zu geniessen oder etwa nicht ?!?

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