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Pacific Crest Trail - Von Mexiko nach Kanada, zu Fuss

28.Mai - 3.Juni

Montag, den 28. Mai
Nach einem ermüdenden Kampf während 38 Kilometern gegen den Wind erreichten wir heute Mojave.
Wir brachen bereits um sechs Uhr morgens auf. Trotz grosser Anstrengungen kamen wir gegen den heftigen Wind nur langsam voran. Ich finde es überraschend, dass der Wind offenbar jederzeit genau weiss, in welche Richtung wir gehen.
Das verschafft ihm dann die Möglichkeit, uns immer und überall kräftig ins Gesicht zu blasen.

Es war wundervoll, Mojave zu erreichen und sich endlich ausruhen zu können.

Dienstag, den 29. Mai

Die Testfrage in diesem e-mail lautet:

Was ist die beste und empfohlene Art, auf dem Pacific Crest Trail mit Klapperschlangen umzugehen ?

a) Vermeide vorsichtig jeden Kontakt mit dem Tier
b) Trete drauf

Falls Sie a) sagten, liegen Sie genau richtig, aber b) ist natürlich das, was Tom am 23. Mai gemacht hat. An diesem Tag verliessen wir Palmdale. Unser Trail-Engel Bob, der uns bereits hierher brachte, war sogar so nett, uns an diesem Morgen zurück zum Trail zu bringen.

Nach etwa zwei Stunden Wanderung wich Tom einer Wurzel aus, die er irrtümlicherweise für eine Schlange hielt. Kurz bevor er seinen Fuss auf einen auf dem Weg liegenden Stock setzte, bemerkte er die Rassel am Ende des Stocks und schrie "KLAPPERSCHLANGE !!!". Wir sprangen alle zur Seite und sahen, wie die Schlange im Gebüsch verschwand.
Ich denke, dass Klapperschlangen normalerweise eine Bedrohung für Kreaturen in ihrem Umfeld sind, aber diese Schlange war wahrscheinlich so schockiert von Toms Nerv, direkt auf sie zu treten, dass sie völlig überrascht für einige Sekunden auf dem Weg liegenblieb. Erst danach klapperte sie empört und machte sich davon.
Ich bin sicher, dass die Schlange sofort nach Hause ging, um ihre Familie und Freunde mit dieser Geschichte zu schockieren.

Der Rest des Tages verlief - mit diesem Ereignis verglichen - ziemlich ereignislos.

Heute gab es ein reichliches Frühstück, gefolgt vom Gang zum Postamt, dem Schreiben von Postkarten und ausgiebigem Fernsehgenuss. Es lief eine Wiederholung von "Dukes of Hazard" - was für eine Behandlung!

Tom wird uns nun für einige Tage verlassen, um seine armen Füsse zu kurieren. Obwohl jetzt etwas besser, sind diese eine Quelle ständiger Schmerzen und Pein, etwas, das seine mentalen Reserven völlig aufzehrt. Wir vereinbarten, dass Tom Jess und mich in Kennedy Meadows wieder treffen wird und dann hoffentlich auch glückliche, gesunde Füsse haben wird.

Nur noch eine Woche Wüste, dann geht's hinauf in die Berge der Sierras - oh ja!

Nun muss ich aber den PC - wir dürfen den Computer in der Lobby des Hotels benützen - verlassen. übrigens - habe ich schon erwähnt, wie hilfreich und nett die Leute entlang des Trails zu uns sind ?

Herzlichen Dank auch für die vielen e-mails. Wir werden jetzt für einige Wochen keine Möglichkeit mehr haben, an einen Computer zu kommen, aber wir werden einen weiteren e-mail verschicken, sobald sich dazu die Gelegenheit ergibt.

Wir hoffen, dass es euch allen gut geht.
Falls jemand etwas Zeit übrig hat, soll er bitte gute Schwingungen zu Toms Füssen senden ...

Mittwoch, den 30. Mai
Jess und ich verliessen Mojave, Tom blieb im White Motel zurück.
Es war schwer für mich, ohne ihn weiterzuwandern, aber nach einiger Diskussion kamen wir beide überein, dass das Ausheilen seiner Füsse das Wichtigste sei. Tom mietete ein Auto und fuhr nach Sacramento, um dort seinen Schwager Watt zu besuchen.

Jess und ich wanderten an diesem Tag, der mit einem wundervoll heissen Anstieg begann, 45 Kilometer. Wie zu erwarten fanden wir auf dem Hügel - Sie haben es sicher schon erraten - Wüste, Sand, niedrige Büsche und Hitze. Bei einer kleinen Pause und Zwischenmahlzeit trafen wir einen anderen Wanderer, Steve aus Olympia, Washington. Er schleppte eine kleine Gitarre mit sich. Jess spielte einige kleine Basisakkorde und wir sangen dazu "Leaving on a Jet Plane". Ich vermute, dass wir alle die Wüste reichlich satt hatten, deshalb auch die Wahl dieses Lieds. Im Laufe dieses Tages passierten wir grosse, uns sehr beeindruckende Felder von Windmühlen.

Donnerstag, den 31. Mai
Am Morgen sind wir um 4:45 Uhr aufgestanden und dann 46 Kilometer marschiert.
So lustig das auch klingen mag, nach meiner Meinung war es ein langer und grässlicher Tag. Es gab einige steile, heisse Anstiege, welche mich in Schweiss tränkten und nach Luft schnappen liessen, immer in der Hoffnung, dass uns die zurückgelegte Strecke endlich in den lange erwarteten Abschnitt mit grünen Wiesen, schattigen Föhren und Eichen bringen würde. Der Wechsel der Szenerie und der Duft der Föhren half mir zusammen mit der nun flacher werdenden und angenehmer zu begehenden Strecke, meine negativen Gedanken darüber, was ich hier eigentlich treibe, loszuwerden. Es war nicht das erste Mal war, dass meine Gedanken in diesen Bereich abschweiften, und es wird sicher auch nicht das letzte Mal sein.

Wir wanderten, bis es völlig dunkel wurde und waren auch bereit, noch einen zusätzlichen Umweg von 3 Kilometer Länge zu akzeptieren, nur um Wasser zu finden. Und da fanden wir direkt am Weg einen grossen Wasservorrat, den ein Trail-Engel namens Tracy hier bereitgestellt hatte - was für eine grossartiger Entdeckung!

Freitag, den 1. Juni
Wieder sind wir um 4:45 Uhr aufgestanden und weitere 46 Kilometer gewandert. Wir erreichten eine Höhe von ungefähr 1'800 Metern und konnten einen ersten Blick auf die Sierras werfen - was fpr ein grossartiger Anblick!

Wir picknickten im Schatten eines Joshua Baumes und unterhielten uns über den Zweck von Zecken. Tom hatte ein, Jess hatte zwei, nur ich konnte es bis jetzt vermeiden, gebissen zu werden. Wir kamen zum Schluss, dass Zecken ein Leben in Luxus führten - einfach so in den Büschen zu hängen und die Zeit vorbeigehen zu lassen. Der einzige Nachteil in diesem Dasein muss der Druck sein, jederzeit aufzupassen, ob irgend ein Säugetier vorbeigeht - man stelle sich vor, die lebenslang einzige Chance zu verpassen, sich auf ein Opfer stürzen zu können - was für ein Schlag!

Inzwischen befanden wir uns in einem mit Föhren und Eichen bewaldeten Gebiet, das von sich weithin wellenden bewaldeten Hügeln umgeben ist. Könnte es möglich sein, dass wir die Wüste hinter uns gelassen haben ?!? ... YAHOO!!!

Samstag, den 2. Juni
Wir erwachten heute morgen ziemlich durchfroren und Jess stellte fest, dass seine Kleidung für die Sierras ungenügend sein würde. So wanderten wir die sechzehn Kilometer zum nächsten Highway und erreichten per Autostop unseren gegenwärtigen Standort Isabella. Wir begegneten auch unserem ersten Schwarzbären, er war nur etwa zwölf Meter von uns entfernt und verschwand in den Büschen, sobald er die von uns verursachten Geräusche wahrnahm.

Kennedy Meadows ist bekannt als "Gateway to the Sierras", etwas, das wirklich gut klingt. Wir sandten einige Winterkleider und unsere Eispickel hierher, da wir auf über 12,000 Fuss (ca. 3'960 Meter) steigen werden. Ich vermute, dass ich in Kürze zu lernen habe, wie man einen solchen Pickel handhabt.

E-mail von Marnie und Tom - erhalten am 25. Juni
Herzliche Grüsse, Freunde und Familie!
Gerade als ihr dachtet, wir seien von einem Bären gefressen worden oder von der Erdkugel gefallen. Um ehrlich zu sein, haben wir eine Menge von Tom verloren - genau 10 Kilogramm sind es bis heute. Auch ich bin um 2,5 Kilogramm leichter geworden, aber Tom sieht mittlerweile aus wie eine völlig andere Person: Ohne Bauch und nun neu auch mit Schnurrbart und Bart sieht er aus wie ein echter Mountain Man.

Wir wanderten jetzt im Bereich der High Sierras und entfernten uns damit für Wochen von Telefonen und Computern. Sonntag, den 26. Juni erreichten wir das Haus von Toms älterer Schwester Marie ausserhalb von Sacramento. Nun baden wir im Luxus eines Ruhetags.

Dieser e-mail hat epische Ausmasse, wie bereits früher angekündigt. Das Schreiben dieser e-mails wurde in der Zwischenzeit zu einem regelrechten Berichtsprojekt für mich und ich hoffe, dass euch das Ergebnis gefüllt.

Jetzt aber ohne weitere Eigenwerbung weiter im Text.

Sonntag, den 3. Juni
Der heutige Tag fand Jess, Tom und mich schlafend bis um sieben vor im lieblichen (nicht wirklich) Isabella Motel.
Tom ist am Vorabend um halb elf hier angekommen und hat uns beide vor dem Fernseher schlafend angetroffen - es gab den Film "A Fistful of Dollars" - ein klassischer Clint Eastwood Film mit einer Menge Schiessereien und lauter Musik. Es ist verblüffend, unter welchen Umständen ein müder Wanderer schlafen kann.

Am morgen gab es ein riesiges, Fett triefendes Frühstück - das uns während des ganzen Tages aufstiess - dann brachte uns Tom zum Trail zurück, wo wir um Viertel nach Zwölf am Walker Pass eintrafen. Als Erstes bestiegen wir Mt. Jenkins - ein netter abgestufter Anstieg. Dann hinunter nach Spanish Needle Creek für ein leckeres Mahl Lipton's Nudeln mit Sauce und anschliessend wieder hinauf auf über 2'300 Meter Höhe. Schöne Aussicht hinunter auf ein bewaldetes Tal und auf die ebenfalls bewaldeten Berge ringsum.

Der Sonnenuntergang überzog alles mit einem überwältigenden goldenen Farbton,die Föhren gaben einen für die Nase angenehmen Geruch ab und das Ganze wurde von einer erfrischenden Brise begleitet.
Kneife mich - ich muss träumen - haben wir wirklich die Wüste hinter unsgelassen ? JUHUUUUU ..

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