Pacific Crest Trail - Von Mexiko nach Kanada, zu Fuss

E-mail von Marnie and Tom - Erhalten am 2. Mai
Liebe Grüsse, Freunde und Familie !

Jetzt sitzen wir mit hochgelegten Füssen auf der Warner Springs Ranch, lesen die Zeitung, essen leckere Dinge und aalen uns im Gefühl der Sauberkeit, wie sie nur eine gute Dusche verleihen kann.

Nach unserer gestrigen Ankunft - es war der 1. Mai - haben wir heute einen Ruhetag eingeschaltet, um Tom's armen Füssen die dringend erforderliche Pause zu verschaffen. Die ganze letzte Woche trottete er auf immer wunder werdenden Füssen einher. Beide kleinen Zehen sind mit grossen Blasen bedeckt.

Unsere lange Reise von Mexiko nach Kanada begann am Montag, den 23. April 2001 am späten Nachmittag in Campo.

Wir wanderten für einige Stunden bis zur Abenddämmerung, breiteten dann unsere Bodendecke unter den Sternen aus und schliefen unter ihnen ein. Um etwa 2 Uhr morgens hörten wir die leisen Schritte einer Gruppe von mexikanischen Immigranten, die still in Richtung eines besseren Lebens über die Grenze zogen.

Das Wüstenterrain - überraschend anders als wir es uns vorgestellt hatten- hat uns sehr gefallen. Die Kakteen blühten, etwas, das nur alle paar Jahre einmal vorkommt. Das Wetter war heiss, aber zu ertragen.

Am ersten Wandertag trafen wir ein Paar aus Vancouver, Julie und Jess, welche wir auch unterwegs bis hierher einige Male wiedergesehen haben. Sie sind eine grossartige Gesellschaft für uns und wir hoffen, beide auf unserem Weg nochmals zu treffen.

Drei Klapperschlangen kreuzten bisher unseren Weg, eine Warnung von Tom bewahrte mich davor, auf eine von ihnen zu treten. Bisher haben wir jede Nacht unter den Sternen geschlafen - es war wunderbar.

Unserer längster Wandertag bisher führte über ungefähr 20 Meilen (33 km) - die pro Tag zurückzulegende und stark in ihrer Länge schwankende Strecke bemisst sich nach den zur Verfügung stehenden Wasserstellen.

Warner Springs ist wie eine Oase für uns PCT Wanderer. Als private Erholungsstätte öffnet das Resort seine Pforten um diese Jahreszeit ausschliesslich für Wanderer auf dem Pacific Crest Trail. Für 30 Dollar pro Tag geniessen wir hier die heissen Quellen, den grossen Swimming Pool, den Golfplatz und bewundern die schönen grossen Bäume, welche ihre dürren beigen Blätter ohne Unterlass zu Boden segeln lassen.

Ungefähr 110 Meilen sind bereits zurückgelegt, und wir versuchen nicht darüber nachzudenken, wieviele es noch sind bis zur kanadischen Grenze.

Eine unerwartete und erfreuliche Sache im Zusammenhang mit dem Pacific Crest Trail sind die "Trail Angels" (Pfad-Engel), freundliche Leute, welche zu Fuss Wasser zu bestimmten Punkten des Pfads schleppen und dort Gallonen davon für durstige Wanderer wie uns bereitstellen. Danke, Trail Angels !

So weit ist die Erfahrung unglaublich gewesen. Die Landschaft, die Anstrengungen, die grossartigen Momente der Befriedigung über das Geleistete und die Lust an dem, was wir gerade tun. Auch Tom war mir eine gute Gesellschaft, obwohl ich seine kleinen Zehen sofort gegen Neue eintauschen würde, sollt sich die Gelegenheit dazu ergeben.

Ich hoffe, unsere Nachricht findet Dich bei guter Gesundheit und gebe jetzt weiter an Tom mit dem neuen Übernamen "Tenderfoot" (Neuling, wörtlich "Zart-Fuss").

Tenderfoot
alias Thomas Murphy

Hallo Freunde,
Ich habe mir meinen neuen Namen "Tenderfoot" nicht absichtlich ausgesucht. Einmal abgesehen von meinen kaputten Füssen, liebe ich diese Reise. Die Landschaft, die Leute, die Bewegung, die Zeltplätze, die Nahrung und die vielen Überraschungen und das Lachen während eines jeden Tages sind unbezahlbar.
Wir haben unterwegs viele verwandte Seelen getroffen und freuen uns darauf, noch mehr von ihnen zu sehen. Es ist traurig, dass uns meine Füsse davon abhalten, mehr Zeit mit unseren neuen Kumpeln zu verbringen, die gestern und heute weitergegangen sind.

Ich wünsche mir, dass auch Du einen Eindruck von unseren Erlebnissen bekommst.

Glückliche Wege für Euch alle

Marnie und Tom