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Pacific Crest Trail - Von Mexiko nach Kanada, zu Fuss

4.Juni - 10.Juni

Montag, den 4. Juni
Wir erwachten um halb sechs zusammen mit der aufgehenden Sonne und machten uns auf einen 48 Kilometer Marsch. Falls ich Gold Start Nadeln bei mir hätte, hätten Jess und ich uns sicher eine verdient. Wir wanderten auf über 2'700 Metern Höhe und durch einen riesigen Bereich, der im Zusammenhang mit den Waldbränden im letzten August abgebrannt ist. Obwohl das lange zurückzuliegen scheint, riecht die Gegend verbrannt, die Bäume sind schwarze Skelette und sogar die Felsen und das Erdreich sind schwarz. Ungeachtet dessen beeindruckte uns der Anblick. Kleine pupurrote Blumen bedeckten stellenweise den Boden, zeigend, dass das Leben neu beginnt. Am höchsten Punkt des Trails sahen wir die Kuppen von schneebedeckten Bergen, unserem Ziel für die nächste Woche.
Von hier ging es hinunter nach Kennedy Meadows, wo Jess und ich in Richtung zum Laden liefen mit der Annahme, ihn um 5 Uhr abends geschlossen vorzufinden - mit dem Gatorade im Kühlschrank im Inneren des Ladens und damit auch völlig ausserhalb unserer Reichweite - ein schrecklicher Gedanke. Wir erreichten den Laden mit drei Minuten Reserve und fanden Tom auf der Veranda sitzend vor, mit jeder Menge gekauftem und gekühltem Gatorade für uns - was für ein Mann!
Tom und ich begaben uns in den Laden, um unsere drei Schachteln hierher geschickten mit Ausrüstung abzuholen - doch nur zwei davon waren angekommen. Nach einem kurzen (naja, vielleicht nicht so kurzen) Schmollens stellten wir fest, dass nur die Schachtel mit den Lebensmitteln fehlte, nicht aber unsere wärmeren Kleider für die Sierras. Durch einen grösseren Einkauf im Kennedy Meadows Store und einige Unterstützung durch andere freundliche Wanderer waren wir in der Lage, unsere Vorräte aufzufüllen. Wir hingen mit ungefähr zwölf anderen Pacific Crest Trail Wanderern auf der Veranda des Ladens herum und campierten dann in kleiner Entfernung zum Laden unter einem schönen hellen Mond.

Dienstag, den 5. Juni
Wir gingen um sieben Uhr in der Frühe zum zweieinhalb Kilometer entfernten Ireland Restaurant für ein ausgiebiges Frühstück. Den Rest des Morgens hingen wir auf der Veranda des Ladens herum und nutzten auch die im Freien stehenden Duschen, um uns zu säubern (US$2 für eine Reinigung, einschliesslich Seife und Handtuch). Nachmittags um vier verliessen wir den Laden mit nur einem Liter Wasser im Gepäck - ein extremer Unterschied zu den sieben Litern, die wir in der Wüste brauchten.

Jess, Tom und ich wanderten ungefähr zwölf Kilometer und verwandten dann über eine Stunde - es wurde bereits dunkel - mit dem Versuch, unsere Lebensmittel bärensicher in einen Baum zu hängen. Wir sahen vermutlich wie drei Handlanger aus und der Baum verlor bei unseren Anstrengungen drei Äste. Ich fühlte geradezu das Zusehen der Bären im Gebüsch, ihr schliessliches Gelangweiltsein und ihren ermüdeten Entschluss, heute halt mal hungrig nach Hause gehen zu müssen. Es muss wirklich so gewesen sein, da unsere Lebensmittel am Morgen immer noch da waren und Tom in der Lage war, sie ohne weiteres mit ausgestrecktem Arm vom Baum zu nehmen ...

Diese Dinge sind halt nicht immer so einfach, wie es in den Lehrbüchern aussieht, nicht wahr ?

Mittwoch, den 6. Juni
Heute sind wir weitere 36 Kilometer gewandert. Das dauerte von morgens um viertel vor Sechs bis zum Sonnenuntergang unter einem pupurfarbenen Himmel.
Wir durchquerten riesige grüne Wiesen und jede Menge von Büchen und wir sahen hier auch die ersten Murmeltiere während unserem Aufstieg von 2'300 auf 3'300 Meter. Es sind putzige Gesellen von goldbrauner Farbe, aussehend wie kleine pelzige Biber mit ihrem watschelnden Gang und ihrem freizeitliebenden Gehabe.
Jess informierte uns, dass er schneller vorwärtsgehen und seine tägliche Wanderstrecke erhöhen will. Wir waren traurig darüber, ihn vor uns langsam verschwinden zu sehen - er war uns eine angenehme Gesellschaft. Wir hoffen nach wie vor, wieder mal von ihm zu hören oder via e-mail von ihm zu erfahren, wie es ihm geht. Obwohl wir uns erst eine kleine Weile zuvor getroffen haben, gibt es bereits ein Band, das uns mit ihm und natürlich auch mit Julie verbindet. Ich kann nicht aufhören, mir Sorgen zu machen, wie es ihm wohl geht - es geht dabei wohl um das "Mutter-Henne-Syndrom" wie ich vermute ...
Auch an diesem Abend gaben Tom und ich eine weitere Vorstellung der "hänge deine Lebensmittel in den Baum" Komödie, aber darauf werde ich jetzt nicht noch einmal eingehen.
Um diesen amüsanten Abend abzurunden, wurden wir zum Abschluss heftig von Mücken geplagt. Als wir gerade am einschlafen waren, schienen sich diese Biester zu einem Kongress mit dem Zweck des Angriffs auf uns Menschen versammelt zu haben. Sie waren zahlreich und unermüdlich. Unsere über den Kopf gezogenen Mückennetze hinderten sie zwar am zustechen, aber ihr lautes und durchdringendes Gesumme störte uns während der ganzen Nacht. überflüssig zu sagen, dass das einem guten Nachtschlaf ziemlich abträglich war.

Donnerstag, den 7. Juni
Ein weiterer 46 Kilometer Tag - gut für eine weitere goldene Anstecknadel.
Wir stiegen auf 3'750 Meter - bisher der höchste Punkt unserer Reise. Wir kamen hoch genug, um wiederholt durch Schneeflecken zu stapfen. Die Umgebung beeindruckte durch zahlreiche schroffe, schneebedeckte Berggipfel, grüne Wiesen und lichte grüne Wälder. Wir campierten am kühlen, mückenlosen Rock Creek, wo es zu unserer Freude auch eine Bärenbox (Stahlbehälter zur vor Bären sicheren Aufbewahrung von Lebensmitteln) gab.

Freitag, den 8. Juni
Mit seinen 41 Kilometern war auch dieser Tag reichlich anstrengend.
Heute durchquerten wir auch unsern ersten grösseren Fluss, etwas, das in der Zwischenzeit zu einer alltäglichen Routine geworden ist. Wir durchwanderten eine beeindruckende, von gezackten, felsigen und schneebedeckten Bergspitzen eingerahmte Umgebung. Es fällt mir schwer, die bezaubernde Umgebung richtig zu beschreiben - irgendwie ist es manchmal einfach zu viel, um es ganz und richtig aufnehmen zu können. Man fühlt sich ehrfürchtig und privilegiert, das alles erleben zu dürfen.

Wir stiegen hinauf zum Forrester Pass, mit seiner Höhe von 4'350 Metern der höchste Punkt des Pacific Crest Trail. Schon von weitem sahen wir die Serpentinen des Trails, welche die senkrecht und unüberwindbar scheinende Wand zu der kleinen Öffnung des Passübergangs hinauf führten. Bei der Annäherung an den letzten Aufstieg verschwand der Trail unter einer Schneedecke. Mit etwas Herumsuchen - unterstützt durch das Erklettern von Felsbrocken und etwas herumstampfen im Schnee - fanden wir dann aber schliesslich doch noch den Aufstieg hinauf zu den zum Pass hinaufführenden Serpentinen des Pfades.
Wir entdeckten, dass jeder Pass diesen Moment der Erwartung mit sich bringt, wenn man darauf wartet, den Kopf über die Kante strecken und sehen zu können, welch grossartige Szenerie auf der anderen Seite liegt.

Die Besteigung kostete uns viel Zeit, erst um sieben Uhr abends waren wir oben. Um eine extrem kalte Nacht im Schnee in dieser Höhe blieb uns nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich auf der anderen, ebenfalls schneebedeckten Seite abzusteigen. Nach Einbrechen der Dunkelheit wanderten wir im Schein unserer Taschenlampen weiter bis zehn Uhr Nachts, wo wir auf einer Höhe von ungefähr 3'200 Metern endlich schneefreies Gebiet erreichten.

Ein restlos erschöpfender Tag, um nicht mehr zu sagen.

Samstag, den 9. Juni
Eis auf unseren Schlafsäcken und Rucksäcken begrüsste uns am heutigen Morgen. Das bewog uns, bis um acht Uhr liegenzubleiben. Um diese Zeit begann die aufgehende Sonne, uns und unsere Sachen zu erwärmen und aufzutauen. Wir haben kein Zelt mit uns, nur eine Plane, die wir bisher aber nur zwei Mal verwendet haben. Unser Standard-Camp besteht aus einer Bodendecke, darauf die Schlafmatten und die Schlafsäcke, das ist alles. Primitiv, ja - aber wohl auch nicht für jedermann!
Sobald wir uns angezogen hatten, ging es weiter zum Galen Pass mit seinen lieblichen 3'960 Metern. Die Annäherung an den Pass von der Südseite verlief ziemlich ereignislos, aber dessen ungeachtet war es trotzdem eine Menge Arbeit. Nach der Überquerung des Passes starrten wir an der Nordseite hinunter - eine steile, über dreihundert Meter hohe Wand aus Schnee ohne jeden Weg. Gerade in dem Moment, als wir unserer Federn als stolze und erfahrene Wanderer des ganzen Trails aufgestellt hatten, wurden wir auf unseren Anfängerstatus zurückgeworfen. Wir nahmen unsere Eispickel heraus und begannen, mit einer unerträglichen Spannung, den Abstieg. Bei jedem Schritt stellte ich mir vor, welche Bewegungen ich im Falle des Ausgleitens ausführen müsste, um meinen Fall zu stoppen. Tom hatte einen kleinen Ausrutscher, aber der Pickel hielt ihn sicher. Zu unserer grössten Erleichterung brauchte keiner von uns die Technik, um einen freien Fall zu stoppen. Trotzdem waren wir beide für die mitgebrachten Eispickel sehr dankbar, erleichterten sie unseren Abstieg doch in grossem Ausmass, und zwar physisch wie psychisch. Verglichen damit war der Rest des Tages ein Klacks.
An diesem Abend campierten wir am Woods Creek, dankbar für die Erfahrung Glenn Pass, aber noch dankbarer, ihn heil hinter uns gebracht zu haben.

Sonntag, den 10. Juni
Um halb sechs Uhr morgens brachen wir am 10. Juni zu einem Zwei-Pässe Tag auf. Wir verliessen den auf 2'800 Metern Höhe liegenden Campingplatz am Woods Creek, worauf wir um zehn Uhr dreissig den 4'000 Meter hoch gelegenen Pinchot Pass erreichten. Zu unserer Überraschung handelte es sich dabei um einen auf beiden Seiten ziemlich leicht zu begehenden Pass, etwas, worüber wir natürlich alles andere als unglücklich waren. Anschliessend ging es durch ein schönes Tal mit vielen hellen blaugrünen Seen zuerst hinunter auf etwa 3'000 Meter und anschliessend hinauf zu unserem Tagesziel Mather Pass (3'990 Meter). Die Zeit reichte auch noch aus, um von diesem Pass wieder abzusteigen bis hinunter auf 3'500 Meter, wo wir am Palisade Lakes unser Camp für die Nacht aufschlugen. Auch das war ein gerüttelt voller Tag, aber wir schafften wie vorgesehen zwei Pässe an einem Tag.

Ja, harte Kerle ... das sind wir.

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