The Great Divide Mountainbike Expedition

Platoro - Abiquiu

Nach einer kurzen Trockenphase am frühen Morgen beginnt es wieder zu regnen. Ich überlege mir, ob ich den einsamen Weg hinauf zur und entlang der Brazos Ridge unter diesen Umständen wirklich in Angriff nehmen soll. Aber was solls - ich fahre los.

Die Verhältnisse sind schwierig. Schwer beladene Holzlastwagen haben mit schneekettenbestückten Rädern tiefe Rinnen in den steilen und abschüssigen Weg gegraben. Mir graust es, wenn ich eines dieser Dinger nahen höre. Trotz der an den Rädern motierten Schneekette können die Fahrer ihre schwerbeladenen Trucks in den steilen Gefällen kaum abbremsen und auf dem Weg halten. Die Lastwagen rutschen im tiefen Matsch von einer Wegseite auf die andere. Die Fahrer danken mir, wenn ich den Weg verlasse und mich im Gras daneben in Sicherheit bringe. Eine wahrhaft abenteuerliche Arbeit, unter solch extremen Umständen einen schwer beladenen Lastwagen zu steuern!

Doch bald wird es ruhig. Weiter oben auf der Brazos Ridge ist niemand mehr unterwegs. Der Abend naht uns es wird jetzt recht schnell dunkel. Schon seit einiger Zeit halte ich Ausschau nach Wasser und einem ebenen Flecken Erde, um zu Zelten und die Nacht zu verbringen, was sich als nicht so einfach erweist. Kurz vor dem Aufgeben und dem Einbruch der Dunkelheit finde ich einen kleinen Bach mit einer nahegelegenen Wiese. Ein heftig geschwungener Ast und mein Gebrüll vertreiben zumindest zeitweilig die neugierigen Rinder, die offenbar gleich am liebsten auf meinem Fahrrad und meinem Zelt herumtrampeln möchten.

Am nächsten Morgen giesst es wie aus Kübeln. Während einer kurzen Aufhellung packe ich alles zusammen und fahre los. Nach fünf Metern ist mein Rad so mit Schlamm bedeckt, dass sich die Räder nicht mehr drehen. Ich versuche zu schieben und stelle fest, dass auch das nicht mehr geht. Ein Schiebeversuch im Gras neben dem Weg reisst die Halme aus, die sich umgehend um alles herumwickeln. Der "Zement" an meinen Rädern hat nun auch noch eine Armierung bekommen. Es bewegt sich gar nichts mehr. Dann beginnt es wieder heftig zu regnen.

Ich hocke unter einem Baum und überlege, was zu tun ist. Da die Karte sagt "auf der Höhe wird der Weg etwas besser", lade ich alles ab. Ich schleppe zuerst das Gepäck und dann mein Rad einige Kilometer durch den triefenden Wald. Hier wird der Weg wirklich etwas besser. Der Boden ist hier sandiger, der Schlamm nicht mehr ganz so tief. Zumindest langsames Vorankommen ist ab hier wieder möglich. Ich wasche mein Rad häufig mit Wasser aus Pfützen, um eine abermaliges Blockieren der Räder zu verhindern. Es schleift alles.

Am späteren Nachmittag kommt dann endlich die Sonne durch und es trocknet etwas ab. Mit einem Ast kann ich den mittlerweile steinhart gewordenen Schlamm notdürftig abkratzen.

Der von mir für die heutige Übernachtung vorgesehene Zeltplatz ist wegen Renovationsarbeiten leider geschlossen. Ich fahre weiter, an verlassenen Autos vorbei, die ebenfalls im Schlamm steckengeblieben sind. Es ist schon dunkel, als ich endlich in der kleinen Ortschaft El Rito ankomme. Im Restaurant darf ich mich auf der winzigen Toilette etwas säubern. Anschliessend gibts ein feines mexikanisches Nachtessen. Zum selber kochen bin ich heute viel zu müde.

Der bei völliger Finsternis bezogene Zeltplatz stellt sich am nächsten Morgen als Abfallhaufen des nahe gelegenen Spezereiladens heraus. Ich zelte inmitten zerbrochener Flaschen und anderem Müll. Zum Glück ist meine aufblasbare Schlafmatte heil geblieben.

Ohne grosses Bedauern verlasse ich El Rito in Richtung Abiquiu.

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