Wir fahren ein kurzes Stück auf derselben Strasse zurück, auf der wir gestern gekommen sind - die Strasse zum Bohinjsko Jezero ist eine Sackgasse. In Bistrica geht es rechts ab auf die kleine Strasse in Richtung Nemski Rovt und Zgornja Sorica. Die Strasse steigt stetig und teilweise recht steil an. Es geht hinauf auf nahezu 1'300 m.ü.M.. Der Anstieg ist lang und mit gepackten Reiserädern auch recht anstrengend zu fahren. Aber der Ausblick von der Passhöhe kurz vor Zgornja Sorica nach Osten ist atemberaubend und die Anstrengung auf jeden Fall wert. trotzdem sind wir nicht wirklich unglücklich, dass es jetzt ganz ordentlich bergab geht.
Steil und schnell rasen wir hinunter in Richtung des kleinen Ortes am Berghang. Kurz vor der Ortschaft dann eine Überraschung: Die Strasse, die wir ins Tal hinunter nehmen wollten, ist durch ein Gitter und eine Fahrverbotstafel gesperrt. Vermutlich haben die Unwetter der vorvergangenen Woche - die Auswirkungen wurden auch bei uns im Fernsehen gezeigt - einen Teil der Strasse weggerissen oder verschüttet. Der auf der Umfahrungstafel angegebene Ort "Obvoz" ist weder auf unserer Karte noch im GPS zu finden. Wir haben deshalb keine Ahnung, wohin uns dieser Umweg fährt. Wir entscheiden uns dafür, das Fahrverbot zu ignorieren. Kurz darauf sagt uns eine Lehrerin der Schule von Zgornja Zorica, dass Ihre Kollegin heute morgen auf dem von uns gewählten Weg mit dem Auto hochgefahren sei - wir haben noch einmal Glück gehabt. Die Strasse ist zwar in schlechtem Zustand, aber wirklich problemlos fahrbar.
Im Tal unten sehen wir die gewaltigen Schäden, die der hochwasserführende Bach Selska Sora angerichtet hat. Die Spuren im Gras und vor allem die hoch in den Bäumen hängenden Schwemmholzreste zeigen, dass der Pegel des jetzt harmlos dahinplätschernden kleinen Bergbachs um mindestens drei bis vier Meter höher als normal gelegen haben muss. Das von seitlichen Zuflüssen mitgefährte Geröll und Holz hat zudem das Tal teilweise völlig versperrt und damit die Auswirkung des reissenden Wassers noch verstärkt.
An einer Engstelle sind Arbeiter damit beschäftigt, die provisorisch anstelle der weggerissenen Strassenbrücke errichtete Notbrücke mit geröllgefüllten Netzen zu sichern. Auch die Stützmauern der Strasse wurden vom Bach auf längere Strecken weggerissen. Die Felder beidseits der Strasse und die bis zu sechs Meter oberhalb des Bachbetts liegenden Gärten der Häuser sind grossflächig mit Schlamm, zersplittertem Holz und ganzen Bäumen bedeckt. Die Aufräumarbeiten werden noch lange Zeit in Anspruch nehmen.
Bis Zelezniki gab es kaum Verkehr, was sich ab diesem Ort ändert. Ab hier hat es wieder starken Lastwagenverkehr. Da das Tal hier breit und die Strasse gut ist, wird auch recht schnell gefahren.
In Skoja Loka fahren wir ein kurzes Stück in Richtung Tolmin und dann auf der kleinen Strasse in Richtung Pustal. Auf dieser Strasse bleiben wir bis kurz nach der Ortschaft Sora, wo wir nach rechts in Richtung Trnovec abbiegen. Diese stetig leicht ansteigende Strasse hat kaum Verkehr. Nach Trnovec steht das Schild "Schneeketten obligatorisch". Wir lachen darüber und vermuten, dass die kurz darauf folgende nasse und kalte Schlucht im Winter vermutlich schnell zufriert. Gegen Ende der Schlucht wird die Steigung aber immer steiler, und das Klettern wird nun wirklich hart. Dieses sehr steile Strassenstück erscheint uns endlos - aber wie immer währt auch dieser Kraftakt am Ende eines langen Tages nicht ewig. In Brezovica Pri Medvodah ist man endlich dann oben.
Nach einigem Suchen finden wir die kleine Strasse in Richtung Tosko Celo - es ist die mittlere von Dreien und sie sieht so aus, wie wenn sie nur zu einigen Einfamilienhäusern führen würde. Dem ist aber nicht so. Der Asphaltbelag hört zwar balkd einmal bald auf, und wir radeln auf einer recht schlechten Naturstrasse durch den Wald, die mit beladenen Reiserädern gerade noch befahrbar ist. Offenbar befindet sich hier das bevorzugte Mountainbike-Revier der Biker aus Ljubljana und Umgebung. Wire sehen einige davon auf unserer Fahrt nach Tosko Celo. Von hier oben geniessen wir dann dann den überwältigen Ausblick auf die tief unter uns liegende Hauptstadt Ljubljana.
Nach einer tollen Abfahrt auf einer guten Strasse erreichen wir die Stadt. Radfahren steht hier hoch im Kurs, so unser erster Eindruck. Zahlreiche Radler aller Art bevölkern die Strassen, und nahezu überall gibt es separate Streifen für Radler. Die Automobilisten sind offensichtlich Radfahrer gewöhnt, wir werden auf unserer Fahrt in die Stadt nie geschnitten oder knapp überholt. Eine wirklich feine Sache!