Reiseradrunde durch Schwarzwald und Elsass

Strassburg - Fouchy - Col du Bonhomme - Mulhouse

Strassburg - Fouchy

Nach unserem gestrigen Stadtbummel ist es heute morgen nach wie vor trüb und es nieselt. Das soll uns aber nicht davon abhalten, jetzt in Richtung Elsass aufzubrechen.

Der frühe Sonntagmorgen stellt sich als ideale Reisezeit zum Verlassen einer grossen Stadt heraus. Kaum jemand ist unterwegs, und mit der am Vorabend auf dem Laptop gezeichneten Route finden wir schnell und problemlos den Weg aus der Stadt heraus. Mit Interesse sehen wir einige Wandmalereien und viele schöne Rieg-Häuser in den kleinen Ortschaften am Weg. Unterwegs auf der Strasse D1422 zwischen Enzheim und Innenheim treffen wir auf einige einsame Wanderer, die offenbar auf einem Rundkurs unterwegs sind. Von Ferne grüssen die spitzen Kirchtürme von kleinen Dörfern, wie sie für die Gegend typisch sind. Ebenfalls typisch sind die riesigen Kohlfelder, aus deren Ertrag das berühmte Elsässer Sauerkraut hergestellt wird. Ab und zu folgen uns auch neugierige Blicke aus den Fenstern der Häuser an der Strasse.

Über Krautergersheim, Meistratzheim und Valff kommen wir bei Barr auf die D426, die uns nun stetig bergauf in die Berge der Vogesen führt. Wie alle anderen Strassen, auf denen wir bis hierher gelangt sind, ist auch sie wenig befahren und landschaftlich interessant. Nach einem letzten Anstieg geht es hinunter nach Steigung geht es hinunter nach Saint-Martin und Breitenbach, wo wir nach rechts auf die D39 nach Fouchy einbiegen.

In Fouchy erwartet uns bereits ein Zimmer im Hotel Diesse. Absolut bewunderwert finden wir hier den grossen persönlichen  Einsatz der Besitzer des Hotels. Beide arbeiten nahezu rund um die Uhr wirklich hart, um ihr Unternehmen auf Kurs zu halten. Gemäss ihren Aussagen ist es ausserordentlich schwierig für sie, Servicepersonal zu finden. Die jungen Leute wollten nicht mehr abends und an Wochenenden arbeiten, und wegen des zu einfachen Zugangs zur Arbeitslosenentschädigung sei für viele Leute ohne Beschäftigung das Nichtstun wesentlich attraktiver. Besonders hervorzuheben ist aber auch, dass man in ihrem Restaurant an jedem Tag der Woche abends eine Spezialität aus dem Elsass aufgetischt bekommt. Am Sonntag Abend waren es Scheiben von einem ganzen, während zehn Stunden(!) im Brotteig gegarten Schinken - einfach köstlich!

Ihr Beiden habt uns sehr beeindruckt. Chapeau, Madame et Monsieur!

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Fouchy - Col du Bonhomme

Am Morgen ist es trocken und nicht allzu kalt. Wir hoffen, dass das für den ganzen Tag hält. Auf der D39 verlassen wir Fouchy, immer dem kleinen Bach Le Giessen entlang geht es langsam bergauf und bald einmal überqueren wir das kleine Pässchen Col d'Urbeis. Auch diesmal sind wir wieder auf einer kleinen, verkehrsarmen Strasse unterwegs - und genau so haben wir uns das auch vorgestellt. Vorbei an einsam gelegenen Häusern und dem Bahnhof von Colroy-Lubine an der landschaftlich sicher sehr reizvollen Bahnstrecke von Strasbourg nach St-Dié kommen wir nach Colroy-la-Grande. Hier gibt es in der Bäckerei etwas Süsses und heissen Tee. Wir wundern uns über die für unsere (Schweizer) Verhältnisse sehr niedrigen Preise, vor allem auch für das in mannigfachen Formen angebotene und in Frankreich bei jeder Mahlzeit sehr wichtige Brot.

Kurz nach Le Beulay überqueren wir die stark befahrene N159 und gelangen auf der kleinen D23B durch die kleinen Dörfer  Combrimont, Bertrimoutier, Le Giron und Verpellière nach La Croix-Aux-Mines. Hier sind vor allem die gut ausgeschilderten Wege zum Besuch der alten Silberminen in der Gegend von Interesse. Aber wir wollen weiter. Kurz nach dem Ort stossen wir auf ein soeben von einem Auto angefahrenes Eichhörnchen, das aus dem Maul blutet und sichtlich grosse Schmerzen hat, aber noch lebt. Widerwillig machen wir seinem Leiden mit einem Stein ein Ende. Wir fragen uns, ob das Schild am Strassenrand, das verspricht "En Val de Galilée - La Route est partagée" ("Im Tal der Galilée teilen sich alle die Strasse") wohl nur für rücksichtslose Autofahrer gilt?

Auf dem Col du Mandray öffnet sich der Blick hinunter ins Tal der Meurthe und damit auch auf die Ortschaft Fraize, wo der Anstieg zum Col du Bonhomme beginnt. Bevor wir uns ins Tal stürzen, werfen wir aber noch einen Blick auf das Denkmal, das die Bewohner von Fraize aus Dankbarkeit für die Befreiung von der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg für die sechsunddreissigste Amerikanische Infanterie Divison aus Texas hier errichtet haben. Man trifft im Elsass vielerorts auf solche Gedenkstätten. Wir können uns gut vorstellen, dass bei einigen alten Leuten in dieser Region die Erinnerung an die schrecklichen Zeiten noch immer nicht vollständig verblasst sind.

In Fraize angelangt, bleibt unser Bemühen, irgendwo ein Sandwich und etwas zu trinken zu bekommen, einmal mehr erfolglos. In Frankreich ist es üblich, zur Mittagszeit zu essen, und zwar ein vollständiges Menu. Wer weniger haben will, wird meist höflich, aber unmissverständlich aus dem Lokal gewiesen. Wir behelfen uns mit den mitgebrachten Schokoriegeln und Coca Cola aus dem Automaten. Geht doch!

Die Strasse über den Col du Bonhomme ist eine Hauptverbindung und deshalb auch sehr stark befahren. Allerdings ist die Strasse auch sehr breit und an vielen Stellen dreispurig geführt, so dass auch die zahlreichen Lastwagen für uns langsame Radler kein Problem darstellen. Wir werden immer und ausnahmslos mit einem guten Sicherheitsabstand von geen zwei Meter überholt. Das Einzige was etwas stört, ist der andauernde Lärm der vorbeibrausenden Vehikel. Die Strasse ist nicht allzu steil, und man kommt hier auch mit beladenen Reiserädern problemlos hoch.

Wer es gerne ruhiger mag, fährt aber auf der Strasse hinauf zum Col de La Schlucht besser. Diese Strasse ist kleiner, hat viel weniger Verkehr, ist aber steiler und länger und damit auch anstrengender zu fahren.

Auf dem Col du Bonhomme kommt Nebel auf, und es ist empfindlich kühl geworden. Aber hier gibt es für uns als Entschädigung ein nettes Zimmer im Relais Vosges Alsace, das wohlverdiente Bier mit einer Käseplatte, und zum Abschluss des Tages ein währschaftes Abendessen mit einer grosszügigen Platte Elsässer Sauerkraut mit Beilagen.

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Col du Bonhomme - Mulhouse

Eigentlich wollten wir ja heute auf der Route des Crêtes bis nach Le Markstein fahren, und dann von dort hinunter nach Guebwiller oder nach Cernay.

Aber meistens kommt es anders, als man möchte. Beim Start am Morgen herrscht auf dem Col du Bonhomme dichter Nebel, und es nieselt leicht. Da der Wetterbericht für heute nichts Böses versprochen hat, machen wir uns trotzdem auf den geplanten Weg. Aber unterwegs wird der Nebel immer dichter, und als wir endlich auf dem Col de La Schlucht ankommen, ist er zum Greifen dicht und es ist richtig kalt geworden. Wir entscheiden uns, direkt nach Colmar hinunter zu fahren - hier oben zu bleiben hat absolut keinen Sinn. Wir sind völlig durchnässt und halb erfroren. Wir suchen ein geschütztes Plätzchen zum Umziehen, aber offenbar ist nur der Souvenir-Shop geöffnet. So ziehen wir uns halt im Freien um. Bei solchem Wetter ist es wirklich wichtig, im Zugwind der Abfahrt wenigstens direkt auf der Haut etwas Trockenes an zu haben. Kurz nach dem Wegfahren sehen wir, dass das Restaurant neben dem Souvenirshop auch offen gewesen wäre, aber sogar seine hell brennenden Lichter waren im dichten Nebel nicht zu sehen. Auch die Abfahrt vom Col ist bei der extrem schlechten Sicht zu Beginn nicht ganz ohne.

Aber im Café La Cigogne in Munster gibt es dann Tee und Kuchen. Wie sich herausstellt, erinnert sich Therese von einer früheren Radreise her immer noch genau an das ausgesprochen raue Kopfsteinpflaster in diesem Ort. Dessen Befahrung ist wegen seiner Glätte bei Regenwetter für uns beide eine echte Herausforderung.

Wir wollen nun versuchen, heute noch bis Mülhausen zu fahren. Kurz nach Eguisheim führt uns dann der GPS Empfänger auf eine Route durch die Weinberge, die sich zu Beginn als extrem steil und später als ungeteerter Weg in teilweise miserablem Zustand herausstellt. Die Verwendung von routenfähigen Karten hat halt so ihre Tücken. Der GPS Empfänger berechnet bei der Eingabe von "Fahrradtour" und "Kürzeste Strecke" kompromisslos die absolut kürzeste Strecke zum eingegebenen Zielort. Das mag zwar technisch richtig sein, aber zum Fahren kann das manchmal ein Problem sein. Darum verwenden wir nun wieder die Karte und kommen damit - längere Zeit neben der stark befahrenen Autobahn - auf einer grossenteils flachen Strasse müde aber gut nach Mülhausen. Im Dreisterne Hotel Bristol finden wir ein Zimmer für 90.- Euro. Es ist riesig, hat vier Betten, ein ebenfalls sehr grosses Badezimmer und eine Jaccuzzi-Sprudelwanne. Welcher Überfluss! Aber mit über 100 Kilometern bei diesem lausigen Wetter haben wir uns das heute vermutlich auch redlich verdient.

Das Restaurant im Hotel kann allerdings mit den Drei Sternen nicht mithalten. Es versprüht den kargen Charme einer alten Industriekantine. Unser Rat:
Wenn Sie es gerne etwas gepflegter haben möchten, dann gehen Sie zum Essen besser woanders hin ...

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