Reiseradrunde durch Schwarzwald und Elsass

Schliffkopf - Rastatt - Strassburg

Schliffkopf - Hundseck - Forbach - Gernsbach - Baden-Baden - Rastatt

Heute ist in Deutschland Feiertag. Gefeiert wird der Tag der Deutschen Einheit. Wie überall wirkt sich das vor allem in einem gewaltigen Feiertagsverkehr aus.

Als wir am Morgen losfahren wollen, sehen wir, dass Therese's Hinterrad keine Luft mehr hat. Es scheint sich um einen Fehler im Schlauch zu handeln, das winzige Loch ist nur mit Hilfe von Wasser zu finden. Nach der Reparatur radeln wir auf der Schwarzwaldhochstrasse über Mummelsee und Hundsrück hinunter nach Forbach. Der Verkehr auf dieser Strasse ist heute einfach umwerfend. Wir sind ein weiteres Mal dankbar für den Radweg neben der Strasse. Einmal mehr fallen uns die zahlreichen flächendeckenden Solaranlagen auf nahezug allen Häusern und Nebengebäuden auf, und auf nahezu jeder etwas erhöhten Kuppe sind Windräder zu sehen. Da wir herausfinden, dass die auf 20 Jahre(!) garantierte Einspeisevergütung für Oekostrom 19.4 Cents pro Kilowattstunde beträgt (der Marktpreis dafür liegt derzeit bei 3.9 Cents), ist bald klar, dass sich hier viele Leute damit auf Kosten aller Steuerzahler ein leichtes und üppiges Zubrot verdienen. Ob diese Entwicklung wohl wirklich wünschenswert ist?

In Forbach angekommen sehen wir dann, dass die von uns vorgesehen Route über Rote Lache ist wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Deshalb folgen wir dem Tal der Murg weiter bis Gernsbach, von wo es links über den Hügel nach Baden-Baden geht. Auch auf dieser kleinen und idyllischen Wald Strasse wimmelt es heute von Motorrädern. Webnn uns eines davon mit sehr hoher Geschwindigkeit und mit am Boden schleifendem und Funken sprühendem Seitenständer in einer Kurve überholt, ist uns schon etwas mulmig zumute.

In Baden-Baden finden wir zahlreiche Radwege vor, die das Durchqueren der Stadt einfach und sicher machen. Da es bei unserem Eintreffen noch früh am Tag ist, entschliessen wir uns, bis Rastatt weiter zu fahren. Dank GPS finden wir uns auf den kleinen und kleinsten Strässchen und Wegen zwischen diesen beiden Ortschaften gut zurecht. Ohne zu suchen fahren wir am Hotel Da Franco vorbei - hier ist zwar alles besetzt, abr wir werden an das unweit davon gelegene Hotel Schiff verwiesen, wo wir ein nettes Zimmer und einen ebensolchen Empfang vorfinden (Doppelzimmer EUR 86.-).

Wir machen einen kleinen Rundgang durch die grosszügige Fussgängerzone zum Schloss. Vesper gibt es im Braustübl Hetz - für 5.- Euro können wir heute vom vielseitigen Buffet soviel essen, wie wir möchten. Auch das Bier der direkt neben der Braustube gelegenen Brauerei Hetz - Werbeslogan: Wer s het, der Hetz! - ist ausgezeichnet.

Wir sind beeindruckt von den riesigen Ausmassen des in Renovation befindlichen Schlosses und des anschliessenden grossen Parks.

Ein preiswertes und gutes Nachtessen gibt es schliesslich in der Pizzeria Da Franco (ältestes Gasthaus der Stadt). 

zum Seitenanfang

Rastatt - Strassburg

Heute fahren wir eine vorwiegend flache Etappe. Kurz nach dem Start rennt uns in einem kleinen Waldstück beinahe ein verschrecktes Reh um.

Auf der Rheinbrücke zwischen Winterberg und Beinheim wechseln wir von Deutschland nach Frankreich. Auf dem Rheinradweg geht es dann recht eintönig zwischen zwei Dämmen immer dem Rhein entlang. Für etwas Abwechslung sorgen die zahlreichen Weiher mit ihren Wasservögeln entlang der Route. Die verlässt bei Offendorf für uns nicht nachvollziehbar das Flussufer und folgt von Gambsheim bis La Wantzenau der stark befahrenen Strasse D486. Dann geht es wieder in die Nähe des Rheins und auf einer kleinen geteerten Strasse - neben ihr verläuft ein sandiger Reitweg - als gut ausgeschilderter Radweg bis direkt hinein ins Zentrum von Strassburg.

Als Erstes ergibt sich hier ein nettes Gespräch mit einem Mitglied einer Fahrradreparatur-Kooperative (Association Bretz' Selle). Der Laden ist Teil des nationalen Netzwerks der Fahrradwerkstätten l'Heureux Cyclage. Hier können alle Leute Ihre Fahrräder selber reparieren.  Wie er uns sagt, gibt es solche Läden in ganz Frankreich, es sollen zur Zeit über 50 sein! Der Laden ist sehr gut besucht. Junge Leute, die sich etwas dazuverdienen wollen, reparieren hier auch Schrotträder, die, einmal hergerichtet, wieder verkauft werden. Es kommt auch gleich jemand vorbei, dem soeben sein Fahhrad geklaut wurde, um sich einen Ersatz dafür zu kaufen. Wir werden eindringlich davor gewarnt, unsere Fahrräder irgendwo unbeaufsichtigt stehen zu lassen - die seien dann im Nu verschwunden.

Nachträglich finden wir heraus, dass l'Heureux Cyclage Einrichtungen in den nachfolgend aufgeführten Ländern hat:
Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, Kroatien, Deutschland, Spanien, Finnland, Frankreich, France métropolitaine, Ungarn, Italien, Mexiko, Österreich, Portugal, Schottland, Schweden, Schweiz, Tunesien, United Kingdom (England), und den United States of America.

Sehr viel Leute fahren hier Rad, und das problemlose Miteinander von Autos, Fahrrädern und Fussgängern ist wirklich beeindruckend.

Die Stadt bietet auch eine grosse Anzahl an Leihrädern mit Dreigangschaltung und Kardanantrieb an. Sie sind an ihrer auffallend grünen Farbe leicht zu erkennen, und man sieht sie überall in der Stadt angekettet herumstehen. Wie es aussieht, kann man diese beim Besitz eines entsprechenden Schlüssels bei Bedarf einfach losmachen, verwenden und dann irgendwo anders wieder stehen lassen. Wie die zahlreichen Radler auf solchen Rädern beweisen, wird das Angebot gut genutzt. Die Idee gefällt uns sehr.

Nach dem Besuch der Touristeninformation bei der Kathedrale versuchen wir zuerst per Telefon, beim Hotel Ibis ein Zimmer zu bekommen. Das stellt sich als schwieriger heraus, als gedacht. Nach längerem Hin und Her rufe ich schliesslich ein anderes Hotel an, und im Hotel ETC finden wir tatsächlich ein Doppelzimmer für zwei Nächte. Der Empfang ist sehr freundlich, das Hotel ist soeben frisch renoviert worden - im Flur vor unserem Zimmer sind noch die Maler an der Arbeit - und wir dürfen sogar unsere Fahrräder in der Reception abstellen. Herzlichen Dank für diesen tollen Service!

Zu Fuss erkunden wir einen kleinen Teil der Altstadt. Dann gehen wir nochmals zur Touristen-Information, wo wir den Strassburg-Pass für drei Tage kaufen. Er ermöglicht kostenlosen Zutritt zu einem Museum, eine 50% Preidreduktion für allle weiteren Museumsbesuche, eine kostenlose Schiffrundfahrt durch die Stadt und das ebenfalls kostenlose Besteigen des Kathedralen-Turms und die Besichtigung des Uhrwerks der Kathedrale. Morgen ist auch noch ein Tag ...

Ein Chor singt im Münster, und die Akustik ist einfach umwerfend. Die Sänger gehen im Kirchenschiff auf und ab, und der  Klang Ihrer Stimmen geht - ob man nun religiös ist oder nicht, direkt ins Herz. Ein wirklich emotionaler Moment - wir sind gerührt und überwältigt!

zum Seitenanfang

Strassburg

Huete bleiben wir in Strassburg. Das Wetter ist zum Weiterfahren zu schlecht, und die Stadt verdient genügend Zeit für einen ausgiebigen Besuch.

Wegen Bauarbeiten sind weder der Turm noch das Uhrwerk des Münsters zugänglich. Schade.

Als Erstes machen wir einen gut eine Stunde dauernde Rundfahrt auf den Kanälen der Ill. Interessant sind die Ausführungen zur Geschichte der Stadt, ihrer alten und berühmten Gebäude, den Menschen, die hier gelebt haben, den politischen Einrichtungen der Europäischen Union und der gute Überblick, den einem eine solche Veranstaltung vermittelt. Dabei sehen wir auch, welch riesiger Apparat die Europäische Verwaltung und das Europäische Gericht für Menschenrechte in Strassburg sind - die Architektur ist äusserst grosszügig, und die Glaspaläste für die zahlreichen Beamten müssen ein Vermögen gekostet haben.

Dann besuchen wir als alte Fans dieses Zeichners das Tomi Ungerer Museum. Hier beeindrucken uns vor allem die scharfsichtigen Zeichnungen des damals erst 8-9 jährigen Tomi zu den Nazis im Elsass, aber auch die äusserst pointierten und gekonnten Plakatentwürfe zu politischen Themen wie Menschenrechte, Umweltschutz und Atomkraft. Manche dieser Zeichnungen (z.B. White Power / Black Power oder Pig Heil) sind in ihrer Schärfe kaum auszuhalten. Und nur wenige davon wurden überhaupt gedruckt - das hat sich offenbar kaum jemand getraut. Ein interessantes Interview zum siebzigsten Geburtstag von Tomi Ungerer hat die Berliner Zeitung am 24. November 2001 publiziert.

Auch im Museum der modernen Künste bewundern wir erst einmal die äusserst grosszügige Architektur des modernen Gebäudes. Einige wenige Werke von bekannten Künstlern wie Monet, Magritte, Penk, Baselitz und Kandinsky teilen sich hier die Räume mit zahlreichen vorwiegend französischen Kunstschaffenden oder solchen aus Ländern des Ostblocks, die uns weitgehend unbekannt sind. Aber auch deren Handwerkskunst, sei es in der Malerei, in Skulpturen aus Bronze, Holz und Glas oder auch in Videos ist absolut sehenswert.

Wir finden es ausserdem interessant, dass in Strassburg die Strassen sowohl in Französisch als auch in Deutsch angeschrieben sind. Aber auch die vielen Kanäle, die die Stadt durchziehen, die zahlreichen historischen Bauten und die andauernde Promenade der vielen gut gekleideten und manchmal extravant gestylten Passanten machen den Besuch dieser Stadt zu einem Erlebnis.

Ein absolut erstklassiges Nachtessen bekommen wir dann im Restaurant L'Assiette du Vin in der Rue de la Chaine 5 in Strassburg. Das Restaurant liegt nur einige wenige Schritte vom Hotel ETC an derselben Gasse und ist wirklich exzellent. Da bezahlt man gerne auch mal 100.- Euro für ein Essen zu zweit. Dieses Restaurant ist nicht von ungefähr an Wochenenden sehr gut besucht - eine rechtzeitige Reservation im Voraus empfiehlt sich auf jeden Fall.

zum Seitenanfang

Diese Seite weiter empfehlen

Oeko-Travel Organisation, Kirchweg 4, 3294 Büren an der Aare, Schweiz
info@oeko-travel.org

Content Management System Weblication GRID