Deutschland - Radwandern - Reiserad

Iron Curtain Trail - Deutschland

Stralsund - Barth - Warnemünde - Boltenhagen - Ratzeburg

Stralsund - Barth

Stralsund - Barthzoom

Um halb vier starten wir am Bahnhof von Stralsund. Der Radweg ist mit dem Buch von Esterbauer gut zu finden. Er ist oft und gut beschildert. Wir fahren gleich von beginn an gegen einen strammen Gegenwind. Deshalb ist es verständlich, dass die zahlreichen anderen Radler, die hier unterwegs sind, in der Gegenrichtung fahren. Die meisten von ihnen scheinen wie wir im Rentenalter zu sein, und oft haben sie eine oder zwei kleine Packtaschen am Rad. Vermutlich Tagesausflügler, die hier Urlaub machen. Viele von ihnen sind recht unsicher unterwegs. Ihre angespannten Gesichter beim Kreuzen auf dem manchmal recht schmalen Weg sprechen Bände ...

Wir finden die Strecke wenig inspirierend - sie bietet wenig Abwechslung. Sie führt ausserdem um all die kleinen Orte am Weg herum, so dass wir auf diesen ersten fünfundvierzig Kilometern kaum etwas anderes zu sehen bekommen als Dämme, Schilf, Wald und ab und zu einen Wasservogel. Solche Radwege sind halt wirklich nicht so unser Ding.

Als grosse Entschädigung für diesen doch eher enttäuschenden Auftakt entpuppt sich dann das Hotel Speicher in Barth. Es befindet sich in einem alten, sehr schön umgebauten Lagerhaus direkt am Hafen. Nebst den sehr grosszügigen Zimmern findet man hier auch eine ausgezeichnete Küche und einen ebensolchen Service. Uns gefällt es hier wirklich gut.

Ein kleiner Rundgang am Hafen beschliesst diesen Tag.

Barth - Warnemünde

Barth - Warnemündezoom

Auch heute bleibt uns der heftige Gegenwind den ganzen Tag treu. Aber dank ihm bleibt es trotz tief hängenden Wolken den ganzen Tag trocken. Wir fahren über eine Drehbrücke, auf endlos langen Geraden auf und entlang von Dämmen und geniessen ab und zu die kurzen Abstecher auf schmalen Kieswegen durch das Naturschutzgebiet am Wasser. Auch hier treffen wir auf unsichere Radler, die beim Kreuzen auf dem schmalen Pfad herumeiern und volle Aufmerksamkeit erfordern, um Zusammenstösse zu vermeiden.

An blauen Schafen (aus Kunststoff) vorbei erreichen wir den Hafen von Born. Der Imbiss hier ist zwar offen, aber wir bekommen trotzdem nichts. Die beiden Frauen im Restaurant bereiten, wie sie uns sagen, eine Mahlzeit für eine grössere Gruppe von Gästen vor, und sie haben für uns beide nicht einmal ein Brötchen übrig. Wir essen das, was wir mit uns haben, und bewundern zwei uralte Segelboote (Zeest) aus Holz. Die stammen von 1912 und sehen auch  heute immer noch tipp-topp aus - ob das ein modernes Kunststoffboot auch so gut hinbekommt? Nun führt der vorbei an zahlreichen im alten Stil gebauten und kunstvoll mit Stroh gedeckten Häusern. Hier wundern wir uns über ein "Wassergrundstück mit Hund" und finden es interessant, dass sich vor allem die bereits hier ansässigen Hausbesitzer mit grossen Plakaten gegen die Bebauung weiterer Grundstücke in ihrer Nähe stark machen.

Ein Kännchen Tee und süsser Kuchen beim Italiener in Dierhagen gibt Kraft für den Rest der heutigen Tour. Am Schluss des Tages fahren wir durch die grossen Wälder der Rostocker Heide bis nach Warnemünde. Freude kommt auf - der Wald hält den Wind ab, und die üppige Vegeation bietet auch etwas mehr Abwechslung als der gestrige Tag. In Warnemünde finden wir eine Unterkunft im Hotel Belvedere am Alten Strom - dem Hotel mit der wie es selbst sagt "erhabenen Terrrasse" (sie liegt etwas erhöht am Ufer der Warne).

Ein wirklich feines Nachtessen gibt es schliesslich im Hotel/Restaurant Ringelnatz an der Alexandrinenstrasse.

Warnemünde - Wismar - Boltenhagen

Warnemünde - Wismar - Boltenhagenzoom

Die Befahrung einer vordefinierten Route hat auch ihre Vorteile - die eigene tägliche und meist recht zeitaufwendige Routenplanung entfällt. Der Tag beginnt wieder mit heftigem Gegenwind, der dann zeitweilig durch deftige, aber meist nur kurz andauernde Regenschauer angereichert wird. Ein Tag, an dem wir die Regensachen immer wieder anziehen und ausziehen müssen. Die nunmehr kurvigere und wellige Route bietet mit ihren Ausblicken über Steilabbrüche auf Buchten und Ostsee wesentlich mehr Abwechslung als die vorangegangenen zwei Tage. Obwohl wir ab und zu triefend nass werden, schätzen wir das sehr. Im Ostseebad Kühlungsborn gibt es einmal mehr leckeren Kuchen. Wir wundern uns einmal mehr, wie drei bereits sehr beleibte Damen sich mit Heisshunger über das hier angebotene "Süsses Frühstück" hermachen - riesige Tortenstücke, gezuckerte Schokolade im Kännchen und berge von Schlagsahne - "Hau rein" möchte man ihnen gerne zurufen, aber das gehört sich wahrscheinlich dann doch nicht.

Wir sehen Strandkörbe und ehemalige DDR-Wachttürme, Mauerreste, zerfallende Hotels und ehemalige Kolchosenbauten, und wir bewundern die junge Dame, die sich bei einer Wassertemperatur von gerade mal 13 Grad mutig in die Fluten stürzt.

Bei unserer Ankunft in Wismar giesst es wie aus Kübeln, wahrlich kein besonders einladendes Wetter für eine Stadtbesichtigung. Deshalb verzichten wir darauf. Nach einem kurzen Abstecher in die Touristeninformation, wo man uns ein Hotel in Boltenhagen empfiehlt und der Reservation eines Zimmers in demselben machen wir uns wieder auf den immer noch nassen und windigen Weg zu diesem Ort.

Die Unterkunft in Boltenhagen im Viersternehaus "Seehotel" ist gut und für deutsche Verhältnisse auch recht teuer. Doppelzimmer mit Frühstück bekommen wir zum Last Minute Preis von EUR 160.-, das Nachtessen (Halbpension) vom ausgezeichnet bestückten und sehr vielseitigen Buffet kostet dafür nur EUR 25.- pro Person. Ein halber Liter Wein in der Karaffe mit einer grossen Flasche Mineralwasser zu EUR 14.- rundet diesen Tag ab. Die Räder kommen in die Tiefgarage, und das Gepäck wird mit einem hoteleigenen Rolli (durch uns selbst) ins Zimmer gefahren.

Das Haus ist ausgebucht. Die Alterszusammensetzung und die grosse Anzahl an geh- oder sonstwie behinderten Gästen lässt vermuten, dass es sich dabei vorwiegend um Kurgäste handelt.

Der spätabends aus dem Tanzsaal dröhnenden Musik begegnen wir mit Ohropax (Wachsstopfen) in unseren Ohren - wir sind mit etwas mehr als hundert heute geradelten Kilometern rechtschaffen müde und möchten gerne schlafen.
Gute Nacht!

Boltenhagen - Ratzeburg

Boltenhagen - Ratzeburgzoom

Ein recht abwechslungsreicher Tag. Das unbeständige Wetter bleibt uns zwar treu, aber von einigen wenigen Schauern abgesehen bleiben wir doch heute weitgehend vor dem Nasswerden verschont. Der letzte Abschnitt entlang der Ostsee bis Priwall - hier beginnt offiziell das "Grüne Band" - ist wellig. In stetigem auf und ab führt er direkt am Meer oder oben an der Steilküste entlang. Auf diesem Abschnitt findet man zahlreiche Zugänge zu bewachten und unbewachten Badestränden - das Wasser ist allerdings zum Zeitpunkt unserer Reise im Juni nur um die 14 Grad warm ...

Hungrig geworden machen wir einen kleinen Abstecher nach Priwall und stellen alsbald fest, dass hier alle Gaststätten erst um elf Uhr oder noch später aufmachen. Das erspart uns diesmal den Entscheid zwischen Fisch und Fisch (mögen die Leute hier den wirklich?), und wir kehren sogleich zur Route zurück.

Der Abschnitt von Priwall nach Ratzeburg macht dem Namen "Grünes Band" alle Ehre. Recht abwechslungsreich führt er auf unterschiedlichstem Belag - vom fein asphaltierten Radweg bis zum Waldweg mit Mountainbike Charakter ist hier alles zu finden - recht idyllisch an Feldern, durch kleine Wälder und an Gewässern entlang. Unterwegs finden wir an der Lübecker Strasse in Dassow eine Bäckerei, die nebst verschiedenen leckeren Kuchen auch Tee und Bockwurst anbietet.

Wir haben uns dafür entschieden, nicht nach Lübeck hineinzufahren, sondern von Lüdersdorf geradeaus nach Herrnburg und dort nach links wieder auf die Route und damit durch das Duvenester Moor. Das letzte Wegstück ab Kalkhütte am Grossen Ratzeburger See legen wir dann auf schmalen und zeitweilig recht ruppigen Waldpfaden zurück - eher Mountain-Bike als Reiseradterrain. Aber wir geniessen die Abwechslung, und auch unsere Reiseräder von Van Nicholas fühlen sich hier richtig wohl.

In Ratzeburg übernachten wir Hotel "Der Seehof". Das Hotel befindet sich an einmaliger Lage direkt auf dem Damm zwischen dem Grossen Ratzeburger See und dem Küchensee. Eine sehr schöne Unterkunft mit einer tollen Aussicht auf den See und auf ein Bootshaus mit vielen Rennruderbooten. Ein wirklich feiner Platz zum Ausspannen, und auch die Küche ist hier richtig gut. Fragen Sie nicht nach dem Preis - unsere beiden Maskottchen Shawn und Lamb lieben es schliesslich, nur in den besten Häusern abzusteigen ...

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