Sizilien per Rad
Mai 2012 - Ruedi Anneler, Büren a.A., Schweiz
Musik "Bella Catania" - 1 Minute
Musik "Contradanza" - 2 Minuten
Übersicht
710 Kilometer mit dem Reiserad und 262 Kilometer mit Bahn und Bus - das ist das Resultat dieser zweiwöchigen Rundreise in Sizilien.
Reiseradeln in Sizilen ist hart, sobald man die Küstenregion verlässt. Die Strassen können schmal und steil bis sehr steil sein, und das auch innerhalb von grösseren Ortschaften. Hier trifft man auch oft auf mit grossen Lavaplatten gepflästerte Strassen, die mit grossen Lücken verlegt und vom Gummiabrieb der Autos an einigen Stellen richtig glatt geworden sind. Und ausserhalb von Ortschaften gibt es kaum Schatten.
Wir tun uns deshalb nicht ganz leicht damit, eine Empfehlung für eine Radreise in Sizilien abzugeben. Die während unserer Reise gemachten Erfahrungen sind viel- und zwiespältig zugleich. Ausserdem sind die Interessen der Reiseradler recht unterschiedlich. Wir beschränken uns deshalb darauf, hier einige der aus unserer Sicht und Erfahrung positiven und negativen Aspekte einer solchen Reise aufzulisten.
Positiv fanden wir
- die Flexibilität und Toleranz der sizilianischen Auto- und Rollerfahrer gegenüber langsameren Verkehrsteilnehmern, insbesondere auch Reiseradlern, ist vorbildlich. Der Verkehr in Sizilien ist enorm, vor allem im Einzugsgebiet grösserer Ortschaften und in diesen selbst. Jede und jeder fährt Auto oder mindestens Roller, kaum jemand fährt Rad oder geht zu Fuss. Wir wurden aber - obwohl auf den sehr schmalen und steilen Strässchen in den Ortschaften manchmal extrem langsam bergauf fahrend unterwegs - NIE angehupt, bedrängt oder von der Strasse gedrückt.
Wir haben uns hieri immer sicher gefühlt. - die unglaublich vielfältigen und in starken Farben leuchtenden Blumen am Strassenrand und auf den Feldern, vor allen anderen der überall wachsende rote Mohn
- die gut gepflegten Innenstädte mit ihren Plätzen und ihren zahlreichen historischen Bauwerken in teilweise exzellentem Zustand
- das grosse Angebot an frischen, auf der Strasse von den Produzenten angebotenen leckeren Früchten (Äpfel, Orangen, Kiwi, Nespole, Erdbeeren, Kirschen usw.)
- die zahlreichen Bars mit ihrem Angebot an kleinen Häppchen - es gibt sie oft auch in kleinen Dörfern
- das riesige Angebot an italienischen Eisspeisen
- die ausnahmslos grossen bis sehr grossen Hotelzimmer zu für uns moderaten Preisen
- das exzellente Essen im Agritourismo Canalotto in Leonforte - alles saisongerecht und aus eigener Produktion
- der sehr gute und freundliche Service in Hotels, Bars und Restaurants, oft von richtig fleissigen jungen Leuten erbracht
- das ausgezeichnete Essen und Trinken zu für uns sehr moderaten Preisen
- die makellose Sauberkeit der Toiletten in Bars und Restaurants
- den Fleiss und die Professionalität aller jungen Leute, die versuchen, mit einem eigenen Geschäft irgendwie über die Runden zu kommen
- die Tatsache, dass die kleinräumige Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und vielen anderen Waren des täglichen Bedarfs intakt ist und gut zu funktionieren scheint. So gibt es oft auch in kleinen Orten eine Bäckerei, eine Metzgerei und andere kleine Geschäfte, die von den Bewohnern des Orts rege genutzt werden.
Negativ fanden wir
- den katastrophalen Umgang mit Abfall
Sammelstellen werden vielerorts von den Gemeinden offensichtlich nicht geleert. Da die Leute ihren Abfall offen oder in Plasticsäcken einfach dazustellen, entstehen veritable Mülldepots am Strassenrand. Zudem werfen die Leute ihren Abfall - vorwiegend Plastikmüll - überall völlig ungehemmt aus dem Auto einfach auf die Strasse und in die Landschaft. Beim Reiseradeln hat man leider manchmal den Eindruck, auf einer Müllhalde unterwegs zu sein. - die Strassenprostitution in der Nähe von grösseren Ortschaften.
Die meist schwarzen Frauen auf ihren Stühlen am Strassenrand sind ein deprimierender Anblick. - freilaufende Hunde. Sie traten ab und zu in ganzen Gruppen auf.
Der von zu Hause mitgenommene DogDazer (Handgerät mit Ultrachall um Hunde auf Distanz zu halten) hat uns mehrmals gute Dienste erwiesen.
- den exzessiven Einsatz von Plastik aller Art, sei es für Gewächshäuser, Einkaufstaschen oder Einweggeschirr.
Motivation
Der "Fussball" Sizilien an der Stiefelspitze im Süden von Italien hat uns mit seiner weit zurückreichenden Geschichte schon immer interessiert. Ein extrem günstiges Flug-Angebot der Firma Aaretal-Reisen bewegt uns dazu, hinzufliegen und die Insel mit dem Fahrrad, der Bahn und dem Bus zu erkunden.
Vorbereitung
Fitness
Therese ist wegen ihres täglichen Trainings in sehr guter Verfassung, ob ich mithalten kann, wird sich weisen.
Routenplanung
Für die Routenplanung verwenden wir das hier aufgeführte Buch und die beiden hier angegebenen Karten.
Dieses Buch ist für uns von grossem Nutzen.
Der ausgezeichnete Fahrrad-Reiseführer bietet 77 beliebig kombinierbare Streckenvorschläge. Aktuelle Hintergrundinformationen, ausführliche touristische Tips sowie Kartenskizzen, Höhendiagramme und Fotos ergänzen die Tourenvorschläge.
Unterwegs stellen wir fest, dass die Karte zum Teil recht ungenau ist. Es fehlen Strassen darauf, und sie zeigt Strassen, die es so nicht gibt.
Aber die Karte ist sehr robust und fällt auch bei vielfachem Hin- und Herfalten nicht auseinander - für Radfahrer ein MUSS!
Wir haben diese Karte unterwegs nur zur Klärung von Unsicherheiten verwendet, obwohl sie besser lesbar und genauer ist als die Karte von Rump.
Für die Lenkertasche ist sie leider zu sperrig, und sie tendiert beim häufigen Umfalten leider auch zum Reissen.
GPS
Auf dem Laptop und dem GPS Empfänger Garmin Oregon 550t sind die Strassenkarte Europa und die topografische, routenfähige Karte "Land Navigator Italia" (im Massstab 1:25'000) installiert.
Ausrüstung
Wir verwenden unsere altbewährte Ausrüstungs-Checkliste als Basis.
Was wir schliesslich mitgenommen haben, ist hier zu finden.
Fahrräder
Wir nehmen unsere eigenen Reiseräder mit.
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