Switzerland - Hiking - Snowshoe, Hiking Boot

Trans Swiss Trail 2: Winterwanderung Rorschach - Genf

Vevey - Lausanne - Vidy

"Geschützt vom Strassenverkehr finden wir entlang der Lavaux-Weinbergspfade im Frühling die ersten Blumen, riechen den würzigen Duft in lauen Sommernächten, bewundern im Herbst den schillernden See und erleben die Weinlese. Im Winter jedoch genügt ein Sonnenstrahl, die karge Landschaft zu verzaubern".

Solches ist auf dem Schild zu lesen, an dem ich heute kurz nach dem Start am Bahnhof in Vevey vorbei komme.

Ich schaue mich um nach dem die karge Landschaft verzaubernden Sonnenstrahl, aber der lässt auf sich warten. Auch heute morgen ist es wieder neblig und kalt. Die Route verlässt bald einmal die verkehrsreichen Strassen von Vevey. Sie verläuft auf den nur für die Bewirtschaftung der Rebberge freigegebenen kleinen Betonstrassen, die sich hoch am Hang über dem Genfersee entlang ziehen. Die Steilheit der mit Reben bepflanzten Hänge ist beeindruckend. Zahlreiche Mauern stabilisieren die kleinen Parzellen. Einige Weinbauern sind mit dem Schneiden ihrer Rebstöcke beschäftigt, bei der beissenden Kälte und dem abschüssigen Arbeitsplatz eine ausgesprochen harte Arbeit. Ich beschliesse, ab sofort bevorzugt Schweizer Weine zu trinken. Einfache Einschienenbahnen mit Zahnradantrieb führen auf abenteuerlich anmutenden Strecken den Hang hinauf. Sie ermöglichen und erleichtern an den extrem steilen Hanglagen den Transport von Personen und Werkzeugen. Bekannte Weinorte wie St. Saphorin, Chexbres, Epesses, Cully, Grandvaux und andere mehr liegen am Weg. Überall gibt es Gelegenheit, die hier angebauten Weine zu kosten, aber ich halte mich damit nicht auf. Ich will weiter. Die Wegweiser sind hier recht lückenhaft - einmal mehr leistet mir der GPS Empfänger beim Finden der Route gute Dienste.

Gegen Mittag zeigt sich ein bisschen blasse Sonne, und ich komme an den See. Der Weg hier wurde offensichtlich den See-Anstössern abgetrotzt. Er führt zuerst über einen weglosen Kies-Strand, dann über in den See gekippte und mit Zement verfüllte grobe Felsblöcken. Ab und zu ist der Betonstreifen schmal, dass sich darauf nicht einmal zwei Fussgänger kreuzen können. Immer mehr oder weniger dem Ufer entlang - einige Abschnitte des Wegs sind für Wanderer nur im Winter freigegeben - geht es über Lutry, Paudex, Pully und Ouchy hinein nach Lausanne. Der Olympia-Park ist mit vielen roten Fahnen "PEKING 2008" geschmückt. Einige Busladungen von Chinesen in Business-Anzügen wimmeln davor herum. Sie knipsen sich gegenseitig emsig mit ihren Kameras vor diesem historischen Hintergrund. Um einiges sportlicher präsentieren sich einige Skater und Rollbrettfahrer kurz nach dem Passieren der Römischen Ruinen. Auf der tollen betonierten Anlage zeigen sie ihre beeindruckenden Kunststücke. Mein Tagesziel, die Jugendherberge in Vidy, ist jetzt nicht mehr weit. Kurz nach vier Uhr bin ich da. Hier wartet ein spartanisch eingerichtetes Vierbettzimmer auf mich. Wer duschen möchte, muss sein Frottiertuch selbst mitbringen. Aber es gibt immerhin eine Steckdose im Zimmer, an der ich die Akkus für das Mobiltelefon, den GPS Empfänger und die Kamera aufladen kann. Und der Preis ist unschlagbar: Ich bezahle hier nur Fr. 52.50 für das Zimmer mit Nachtessen und Frühstück.

Jetzt sitze ich in der Eingangshalle und versuche zu schreiben. Das permanent mit grosser Lautstärke laufende Radio mit seinem endlosen Gequatsche, brüllendem afrikanischem Rap und quäkender arabischer Musik ist zuerst nur störend und mit der Zeit ausgesprochen lästig. Ich verstehe nicht, wie das jemand längere Zeit aushalten kann. Die Leute am Empfang sehen keinen Grund, auch nur die Lautstärke etwas zurück zu drehen. Vermutlich werde ich langsam alt.

Den winzigen Stein im rechten Schuh habe ich heute zwar gespürt, aber zu spät herausgenommen. Er beschert mir die allererste Blase, seit ich unterwegs bin. Der grösstenteils betonierte Weg des heutigen Tages ist aber vermutlich auch nicht ganz unschuldig daran. Mal sehen, wie ich morgen damit klarkomme. Das Nachtessen ist gut und reichhaltig. Heute habe ich den Kilometer 400 passiert!

Jetzt bin ich nur noch müde. Trotz des Lärms, den meine drei Mitbewohner beim ihrem Zimmerbezug verursachen, schlafe ich schnell ein.

Recommend this page to others

Oeko-Travel Organisation, Kirchweg 4, 3294 Bueren an der Aare, Schweiz
info@oeko-travel.org

Powered by Content Management System Weblication GRID