Schweiz - Wandern - Trail Running Schuh

Röstigrabenroute - Der Sprachgrenze entlang quer durch die Schweiz

Neumühle - Delémont - Ober Fringeli - Hohe Winde - Gänsbrunnen - Harzer/Pré Richard - Biel

Neumühle - Ederswiler - Hasenschell - Soyhières - Delémont - Roc de Courroux - Pierreberg

Mit über dreissig Grad Celsius ist es für Anfangs Juni ungewöhnlich heiss. Es ist denn auch die Hitze, die mir vor allem zusetzt. Zum Glück finden sich zwischen Neumühle und Delémont verschiedene Brunnen und auch kleinen Bäche, die für einen herzhaften Schluck oder die Abkühlung von Kopf und Körper gut sind. Einen kleinen Imbiss gibt es erstmals in Le Vorbourg kurz vor Delémont. Alle anderen im Reiseführer aufgeführten Verpflegungsmöglichkeiten existieren nicht mehr oder sie sind geschlossen.

In Delémont kaufe ich Zwischenverpflegung ein: Zwei kleine Brötchen, etwas Schmelzkäse, zwei Joghurt und zwei Äpfel. Die ebenfalls hier gefundene Wassermelone wird gleich genüsslich verzehrt. Dann geht es weiter, zuerst auf Asphalt durch verschiedene Quartiere und dann auf der Hauptstrasse in Richtung Soyhieres bis zum Abzweig des Wanderwegs hinauf zum Roc de Courroux. Der Weg dort hinauf ist steil, steinig und bei der immer noch herrschenden Hitze sehr anstrengend zu gehen. Aber auch nach dem Erreichen des Roc geht es weiter bergan. Der mit Wurzeln durchsetzte Kretenweg führt stetig bergan. Er ist ist wellig mit kurzen, steilen Abstiegen und anschliessender Steigung wieder hinauf zum Grat. Ziemlich müde komme ich ungefähr einen Kilometer vor dem Pierreberg - dort möchte ich etwas essen und dann in der Nähe mein Tarp aufstellen - zu einer Waldhütte. Der Brunnen hier ist die erste Wasserquelle seit Delémont. Dankbar fülle ich meinen ausgetrockneten Bauch und meine Wasserflasche. Dan gehe ich weiter zum Pierreberg.Gemäss Reiseführer ist das ein Bergrestaurant. Hier ist aber kein Mensch zu sehen und alles ist geschlossen. Nur einige hungrige Katzen begrüssen mich mit lautem Miauen. Es gibt hier auch nirgends fliessendes Wasser.

Nach kurzem Überlegen gehe ich zurück zum Waldhaus. Ich bin jetzt einfach zu müde, um noch eine weiter Stunde bis zur Naturfreundehütte auf dem Rétemberg - die dann möglicherweise auch geschlossen ist - weiter zu wandern.

Nach einem frugalen Nachtmahl - ein Brötchen, zwei Stückchen Käse, ein Joghurt, ein Apfel und reichlich Wasser vom Brunnen sind nach einem solchen Tag halt dann doch etwas wenig - finde ich auf einem Tisch in der nach vorne offenen Waldhütte ein trockenes aber etwas hartes Nachtlager. Gute Nacht!

Pierreberg - Rétemberg - Ober Fringeli - Welschgätterli - Trogberg - Hohe Winde - Vorder Erzberg

Nach einem kurzen Frühstück breche ich auf in Richtung Rétemberg. Ich habe jetzt nur noch einen Apfel dabei und sollte irgendwo etwas zu essen bekommen. In Rétemberg ist auch niemand zu Hause, auch hier ist alles zu.

Auf dem Ober Fringeli bekomme ich dann schliesslich von der freundlichen Bauersfrau zwei Brote mit Käse. Eines davon wird sofort verschlungen, das andere nehme ich mit. Ich nutze hier auch dankbar die erste Möglichkeit seit der Waldhütte, meine Wasserflasche wieder auffüllen zu können. Ich erfahre dabei auch, dass dieser Teil des Juras sehr trocken ist. Im Letzten Herbst musste der Bauer zur Tränkung seiner Kuhherde mit ungefähr dreissig Tieren pro Tag um die viertausend Liter Wasser drunten im Dorf Bärschwil holen. Seine Wasservorsorgung auf dem Berg war völlig ausgetrocknet. Ein wahrhaft hartes Leben!

Hier werden auch Schafe gehalten. Während die Milchschafe wegen des täglichen Melkens einigermassen an Menschen gewöhnt sind, sollen die hier ebenfalls während mehrerer Monate im Jahr frei lebenden und grasenden Fleischschafe völlig verwildern. So können sie im Herbst nur noch mit Hunden gefunden und zusammengetrieben werden. Man erzählt mir ausserdem, dass ihr Fluchtverhalten sogar das der hier ebenfalls ansässigen Steinböcke übertreffen solle.

Es ist immer noch heiss, und mein Wasserbedarf bleibt hoch. Die nächste Gelegenheit, an Wasser zu kommen, finde ich auf dem Trogberg. Hier befindet sich auch ein Kräuterpflanzengarten der Firma Ricola. Der hier angebotene Wettbewerbsbogen - man kann ankreuzen, welche Pflanze in einem jeweils mit einer Nummer versehenen Beet wächst, bleibt dieses Mal unausgefüllt.

Ein kleine Unsicherheit wegen des zur Hohen Winde hinaufführenden Weges bei Mittlere Rotmatt ist schnell gelöst: Der Weg geht direkt geradeaus und damit wieder bergauf. Die Rundumsicht auf der hohen Winde ist grossartig. Es lohnt sich wirklich, hier hinauff zu steigen! Nach einem kurzen Abstieg durch eine dichtgedrängte Herde neugieriger schwarzer Rinder erreiche ich mein Tagesziel Vorder Erzberg. Der Empfang ist freundlich, ich darf gleich neben dem Haus mein Tarp aufstellen und es gibt hier endlich auch etwas Ordentliches zu Essen. Was will man mehr? Es war nett bei Euch, ganz herzlichen Dank!

Das von einem Ehepaar mit seinem Sohn bewirtschaftete und bewirtete Haus gehört übrigens einer Alpgenossenschaft aus Huttwil. Es ist vom ungefähr einen Kilometer entfernten Scheltenpass aus mit dem Fahrrad, dem Motorrad oder dem Auto auf einer gut zu erreichen und sehr zu empfehlen.

Vorder Erzberg - Scheltenpass - Corcelles - Gänsbrunnen - Binzberg - Ober Grenchenberg

Morgens um sieben bin ich aufbruchbereit. Trotz der nächtlichen Kälte und dem andauernd blasenden Wind habe ich ausgezeichnet geschlafen. Der Hund Lena - er ist riesig und sehr freundlich - hat mich dann des nachts doch nicht besucht, wie es von der Wirtin vorausgesagt worden ist.

Der Scheltenpass ist schnell erreicht, dann geht es unter einem klarblauen Himmel und der allmählich wärmenden Sonne hinauf zum Matzendörfer Stierenberg. Um acht Uhr bin ich oben. Der Gasthof hier öffnet erst um neun Uhr - mein Frühstück fällt darum heute aus. Auch die im Reiseführer aufgeführte Bergwirtschaft Rothlach ist zu. Sei's drum. Nach einem weiteren Hügel - es ist wirklich schön hier oben - geht es einer Telefonleitung entlang im Gras steil hinunter nach Grande Schönenberg. Zwei aggressive Hunde begrüssen mich, der Bauer unternimmt deswegen nichts und verschwindet schnell im Haus. Der Hof macht einen vergammelten Eindruck. Kaputte Maschinen und Schrott steht herum, und die ebenfalls im Reiseführer aufgeführte Wirtschaft ist wohl schon seit einiger Zeit geschlossen. Kurz darauf bekomme ich von einer freundlichen Frau, die mit Ihrem Enkel vor einem Haus sitzt, wenigsten meine Wasserflasche wieder gefüllt.

Der Abstieg ins Tal der Gabiare - ein extrem steiler Grashang mit einer kaum noch zu erkennenden Wegspur - geht ganz ordentlich in die Knie. Ich bin darum nicht unglücklich, dann auf einem kleinen Teersträsschen talaus wandern zu können. Ab Schmittli - hier kommt von links das Strässchen von Envelier nach Corcelles -  geht es wieder bergauf. Das Haus auf der Wasserscheide am Punkt 795 sieht zwar so aus, aber es ist keine Gastwirtschaft. Recht hungrig komme ich daher in Corcelles an. Die feine Mittagsmahlzeit im ersten offenen Restaurant - es ist L'Etrier d'Argent in Corcelles - am heutigen Weg ist deshalb hochwillkommen. Die freundliche Bedienung erlaubt mir ausserdem, die Batterien für meinen GPS Empfänger aufzuladen. Danke schön für die nette Gastfreundschaft!

Auf dem Weg nach Gänsbrunnen führt der Wanderweg durch ein rotes Gartentor und weiter entlang der Bahngeleise. Dieser Abzweig hat keinen Wegweiser und ist leicht zu übersehen. Wer geradeaus weitergeht, kommt über einen Hügel auf eine weglose Wiese, die durch einen hohen Zaun vom Wanderweg getrennt ist. Da ich nicht bis zum Abzweig zurückgehen will, bleibt  mir nur, etwas zurück über den Stacheldrahtzaun zu klettern. Geht doch!

In Gänsbrunnen befindet sich nebst einem Hotel, einem Gastwirtschaftsbetrieb und einem Tankstellenmuseum offenbar auch ein Mekka der motorisierten Gesellschaft. Starke Sportwagen und grosse Motorräder aller Art werden hier von ihren stolzen Besitzern genussvoll präsentiert. Nach einem kleinen Imbiss - das Mahl in Corcelles hat neue und ungeahnte Kräfte verliehen, bin ich wieder unterwegs. Auf dem Binzberg - den habe ich bereits nach einer knappen Stunde zügigen Wanderns auf der kleinen Teerstrasse erreicht - entschliesse ich mich, heute noch zum Oberen Grenchenberg aufzusteigen. Der letzte Anstieg ist steil und schwer, aber gegen 19 Uhr bin ich oben. Die warme Mahlzeit, die netten Gespräche und die Möglichkeit, zu einem sehr günstigen Preis in einem Bett schlafen zu können, entschädigen vollauf für die Anstrengungen des heutigen Tages.  

Ober Grenchenberg - Harzer/Pré Richard - Romontberg - Frinvillier - Taubenlochschlucht - Biel

Im Übernachtungspreis ist sogar ein üppiges Frühstück inbegriffen - welch ein Luxus! Frisch gestärkt ist es halt einfach wirklich leichter, den Muskelkater vom Vortag mit Weiterwandern zu besiegen.

Das extrem schöne Wetter hält auch weiterhin an. Ich habe mich dafür entschieden, anstelle der vorgeschlagenen Hauptroute hinunter nach Romont und über den Binzberg nach Biel den mir noch nicht bekannten Weg druch die Taubenlochschlucht zu gehen. Nach passieren des Berggasthofs Harzer/Pré Richard, Oberer und Unterer Bürenberg geht es hinauf zum Romontberg. Das Schild an einem Elektrozaun scheint zu bedeuten, dass jeder, der den stromführenden Draht anfasst, sofort zu Kindergrösse zusammenschrumpft. Ich habe es sicherheitshalber nicht ausprobiert ...

Im Restaurant auf dem Romontberg gibt es einen kleinen Imbiss, und dann geht es weiter durch die parkähnlich anmutende Landschaft bis nach Plagne. Das zweisprachige Verbotsschild auf einer Wiese amüsiert mich: Offenbar dürfen französisch sprechende Personen hier nicht campieren, während es deutsch sprechenden Personen verboten ist, ein Picknick einzunehmen.

Eingangs des Ortes versperrt ein weisse Kuh die Strasse, an die sich zwei Kälber anlehnen. Erst als ich die Tiere passiere, sehe ich ich, dass beide Kälber eifrig am Euter der Mutterkuh saugen. Sie sind so heftig zugange, dass sogar Milch auf die Strasse tropft und dort eine grosse Pfütze bildet.

Etwas steifbeinig gehe ich dann von Plagne aus auf einem kleinen steilen Waldweglein hinunter nach Frinvillier. Hier beginnt der Wanderweg entlang der Schüss durch die Taubenlochschlucht und hinunter zu meinem Tagesziel Biel. Die Wegführung mit Brücken, Stützmauern und Tunneln ist ebenso beeindruckend wie die Wildheit der Schlucht - ein wahrhaft interessanter und sehenswerter Spaziergang!

Vom unteren Ende der Schlucht bringt mich ein Bus zum Bahnhof von Biel, von wo ich mit der Bahn nach Hause fahre. Da ich sehr nahe wohne, lohnt sich der Aufenthalt in einem der doch recht teuren Hotels in Biel für mich nicht.

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