China - Radwandern - Reiserad

China per Rad - Provinz Yunnan

Yunnan im März

Zum letzten Mal war ich 2005 mit dem Fahrrad in dieser Gegend unterwegs. Mittlerweile ist die Autobahn zwischen allen wichtigen Orten in Yunnan fertiggestellt. Ein grauschwarzes Band, das über Senken schwebt und durch Berge dringt. Der gesamte Verkehr befindet sich heute auf dieser Strasse. Alle wollen schnell und komfortabel von "A" nach "B", wer kann es ihnen auch verübeln, ist ja bei uns auch nicht anders. Doch für des Radlers Freude existiert die alte Strasse noch und sie wird sogar relativ gut unterhalten. Und das heisst nur Eines: Labsal. Balsam, so rein wie Waschpulver für die geschundene Radlerseele! Ruhig ist es auf ihr, kaum noch motorisierte Fahrzeuge sind da anzutreffen, niemand der hupt, kein Abgas, das einem den Atem stiehlt.

Yunnan ist bergig, da gibt es kein Flachstück. Die Anstiege und Abfahrten sind häufig lang (15 bis 20km), jedoch nie steil. Es gab Tage, da habe ich vier Pässe erklommen. Oftmals schlängelt sich die Strasse durch dichten, wilden Wald (der Süden Yunnans ist ein riesiges Naturschutzgebiet), dessen Bäume herrlichen Schatten spenden. Ich war manchmal stundenlang alleine unterwegs, in den endlosen Aufstiegen lediglich angefeuert von den unterschiedlichsten Geräuschen aus dem üppigen Dschungel. Je höher man kommt, desto lichter wird die Flora und umso mehr sieht man in die Ferne. Da macht sich der Blick frei über kilometerweite Hügelketten mit Teeplantagen, Bergflanken an denen Reisterrassen und Getreideflecken hängen. Und irgendwo tief unten sieht man die Autobahn. Jegliches Stück Land wird noch von Hand und mit Tieren wie zu Maos Zeiten bewirtschaftet. Zwischen den grossen modernen Städten scheint die Zeit nicht voranzukommen, so als klebe sie in frisch gestrichenem Lack. Da hat die neue Welt kaum Fuss gefasst.

Mir gefällt es, mich in diesem Hin und Her zu bewegen. Das ist so spannend. Da hält man sich in einer glitzernden modernen Welt auf, spürt förmlich diesen unerschöpflichen Vorwärtsdrang, indem sich das Land befindet, und nur ein paar Kilometer weiter taucht man in eine Gegend ein, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert hat.

Celine und Antoine sind mit ihrem speziellen Tandem von Frankreich nach Asien gefahren. Ich habe sie in Laos kurz vor der Grenze zu China getroffen und wir haben dann bis Kunming immer wieder Zeit miteinander verbracht. Die beiden waren für mich in den ersten drei Wochen Chinas eine fantastische Stütze und wunderbare Gesellschaft, die ich sehr lieb gewonnen habe. Eine dieser Begegnungen, die sich tief in die Seele graben und für ewig dort hängen bleiben. Sie zogen weiter nach Peking, um von dort mit der Transsibirischen Eisenbahn zurück nach Europa zu reisen. Im Sommer wollen wir uns unbedingt wieder treffen!
Ihnen wurde übrigens in Laos eine Fahrradtasche gestohlen!

Und noch eine Notiz zu den Bildern:
ich habe einige Strassen fotografiert (wie ihr merken werdet), weil ich mich eben einen grossen Teil auf ihnen befunden habe und sie für einen Radreisenden enorm wichtig sind, tragen sie doch wesentlich dazu bei, wie man ein Land erlebt. Ich möchte euch mit den Fotos zeigen, wie wunderbar die Strassen in Yunnan sein können und ich nicht umsonst so von dieser Gegend schwärme.

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