Schweiz - Wandern - Schneeschuh, Wanderschuh

Trans Swiss Trail 1: Winterwanderung Rorschach - Genf

Guggisberg - Zollhaus - Schwarzsee

Morgens um halb sieben - der Blick aus dem Fenster zeigt einen wolkenlosen Himmel. Auch heute winkt ein sonniger Wintertag. Beim Frühstück komme ich mit der Besitzerin des Hotels, Frau Renggli, ins Gespräch. Sie erzählt mir, dass sie grosse Touren mit dem Velo unternimmt. Als nächstes möchte sie den Grossen Sankt Bernhard befahren. Das gibt Anlass zum Fachsimpeln. Therese und ich haben diesen Pass schon mehrmals überquert, mit dem Reiserad, dem Rennrad und mit dem Liegerad. Den starken Verkehr und die langen, schmalen Galerien in den Steigungen auf der Schweizer Seite fanden wir immer wenig attraktiv. Deshalb empfehle ich Frau Renggli, den Pass von Aosta her zu fahren und dabei unbedingt auch das Hotel Suisse oberhalb von Etroubles zu besuchen. Sowohl die Küche als auch die Unterkunft sind dort wirklich exzellent!

Doch zurück zum Trail. Kaum habe ich Guggisberg verlassen, gesellt sich ein schwarz weisser Hund zu mir. Er gleicht den Border Collies, die man in Schottland und Irland zum Hüten der Schafe verwendet. Er zeigt auch ein ähnliches Verhalten, und zwar jedes mal, wenn sich ein Auto nähert. Dann kauert er sich am Wegrand ganz klein zusammen. Beim Vorbeifahren des Autos springt er plötzlich hoch und rennt dem sich entfernenden Fahrzeug für einige hundert Meter nach. Der Hund ist ausgelassen und freundlich. Er tollt um mich herum. Offenbar ist er fest entschlossen, mich zu begleiten. Er macht nicht die geringsten Anstalten, mich zu verlassen und nach Hause zurückzukehren. Ich kann und will ihn aber wirklich nicht mitnehmen. Er kommt aber nie nahe genug heran, dass ich ihn fassen und mir seine Marke ansehen kann. Erst oberhalb von Zollhaus, beim Bauernhaus Obersti Site, gelingt es einem am steilen Abhang Jauche verteilenden Bauern, ihn zu packen, zum Hof hinuter zu bringen und dort fest zu binden. Er verspricht mir, den Besitzer zu ermitteln und den Hund abholen zu lassen. Erleichtert und ohne meinen neuen Freund setze ich meinen Weg fort hinunter nach Zollhaus. Der Wanderweg - er folgt jetzt der warmen Sense talaufwärts - ist völlig vereist. Das Schmelzwasser auf dem Eis macht ihn zudem extrem rutschig. Meine Schuhkrallen mit Spikes leisten mir einmal mehr gute Dienste. Ohne sie müsste ich den Weg verlassen und auf die Strasse ausweichen. Ich komme zu einem Eispalast, den man gegen ein kleines Entgelt besichtigen kann. Der Besitzer baut hier im Winter mit Holzgerüsten und Wasser phantastisch glitzernde Kreationen aus Eis. Das anhaltend warme Wetter hat dem Park allerdings stark zugesetzt. Die Gerüst-Teile ragen überall aus dem Eis. Aber auch an den kärglichen Resten lässt sich erahnen, wie schön das Ganze bei Sonne und grosser Kälte aussehen wird.

Ich komme zum Schwarzsee. Viele ältere Leute rutschen und balancieren hier mehr oder weniger geschickt auf den gemäss Beschilderung auch im Winter problemlos begehbaren Wegen. Aber die sind völlig vereist. Auch auf der Eisschicht auf dem See sind einige Spaziergänger zu sehen. In Anbetracht der hohen Temperatur ein etwas gewagtes Unterfangen. Wer weiss, ob das Eis wirklich überall noch genügend trägt. Auf solche Abenteuer verzichte ich gerne.

Am westlichen Ende des Sees erwartet mich das Hotel Bad. Bereits um viertel vor drei Uhr bin ich da. Schon gegen vier Uhr ziehen sich die Wolken dichter zusammen, die Sonne ist weg und es wird richtig kalt. Ich rufe zu Hause an. Morgen Abend kommt Therese nach Greyerz, um mich bis Vevey zu begleiten. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen und die kommenden gemeinsamen Wandertage.

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