Schweiz - Wandern - Trail Running Schuh

Trans Swiss Trail 2: Pruntrut - Chiasso zu Fuss

Bern - Goldbach

Und nun freue ich mich auf den Weg ins Emmental. Aber zuerst geht es durch die Hauptstadt von Bern. Es ist immer wieder eine Freude, auf den gepflasterten Gassen bergab gehend, sich die zahlreichen Brunnen mit ihren interessanten Figuren anzusehen. Der alte Stadtbachkanal durch die Altstadt wurde wieder geöffnet. An seinem unteren Ende haben sich die Erbauer etwas Interessantes einfallen lassen. Wenn man in die Öffnung in der Strasse hineinsieht, erscheint es einem, dass das Wasser hier erstaunlicherweise bergauf läuft! Wirklich gut gemacht und sehr sehenswert.

Aber auch der Bärenpark an der Aare ist immer wieder einen Besuch wert. Die kleinen Mutzen tollen vergnügt am steilen Hang herum, den sie manchmal auch einfach bis zur Aare hinunter rollen. Wegen der starken Regenfälle des letzten Tages führt der Fluss Hochwasser. Schnell, braun und glatt fliesst das Wasser dahin. Es bildet damit einen interessanten Gegensatz zu den ruhigen, hellblau schimmernden Schwimmbecken in Muri, dass ich nach dem Passieren des Tierparks Dählhölzli erreiche. Bei Allmendingen zweigt der Weg links ab in Richtung Worb. Kurz vor der Überquerung der Autbahn erlebe ich eine Überraschung: Bei einem Haus steht ein Transportanhanger mit einem Auto. So einen Bizzarrini GT Strada habe ich doch vor über 40 Jahren mal selbst gefahren! Mein Auto war allerdings gelb. Bei näherer Betrachtung erkenne dann ich aber, dass es sich hier nicht um einen Bizzarrini, sondern um einen Iso Grifo handelt. Die beiden Autos sehen sich allerdings sehr ähnlich. Die Begegnung ist für mich  eine willkommene Gelegenheit, wieder einmal über die Qualität der unterschiedlichen Fortbewegungsarten nachzudenken. Es erstaunt kaum, dass ich heute das Wandern mit seinen zahlreichen Eindrücken am Weg wesentlich interessanter finde.

Dann geht es aufwärts nach Worb, und schon komme ich in die ersten Ausläufer des Emmentals. Steil geht es hinauf neben dem Schloss von Worb in Richtung Rüttihubelbad. Das Rüttihubelbad ist ein anthroposophisches Sozial-, Kultur- und Tagungszentrum in der Gemeinde Walkringen. 1756 erbaute Peter Schüpbach hier das erste Bauernhaus. 27 Jahre später analysierte der Apotheker Benteli eine eisenhaltige Heilquelle, beurkundete diese amtlich und legte damit den Grundstein für eine etwa zweihundert Jahre andauernde Badekultur. Das "heilende" Wasser und die reichhaltige Küche machte das Rüttihubelbad weit über die Regionalgrenzen bekannt. Im Jahr 1986 kaufte die Stiftung Rüttihubelbad das in Konkurs geratene Restaurant auf und errichtete auf dem Rüttihubel den heute bestehenden Weiler mit zehn Gebäuden. Hier findet man ein Hotel, ein Restaurant, ein Sensorium (erlebnispädagogische Dauerausstellung zum "Erfahrungsfeld der Sinne" nach Ideen von Hugo Kükelhaus), ein Alterswohn- und Pflegeheim und eine Sozialtherapeutische Gemeinschaft (Wohnheim für geistig behinderte Menschen, Wohnheim für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung, beschützende Werkstätte & Beschäftigung).

Etwas überwaltigt von diesem umfassenden Angebot steige ich dann durch den Wald hoch zur Mänziwilegg. Das Gasthaus auf dem Berg ist leider geschlossen. Die  Suche nach einem ruhigen, abgelegenen Platz für die Nacht, der idealerweise auch noch am Wasser liegen sollte, erweist sich im hügeligen Gelände als recht schwierig. Darum wandere ich weiter, vorbei an verschiedenen Bauernhöfen, einer verlassenen Käserei und durch kleine Wäldchen.

Bei einem Hof ist gerade Melkzeit - hier hält man ausschliesslich Ziegen, aus deren Milch hier auch gleich Käse gemacht wird. Der eiskalte Schluck wohlschmeckendes Wasser aus einem mächtigen Brunnen mit zwei kräftig rauschenden Röhren löscht hier meinen Durst. Nach einem steilen Abstieg auf einem rauhen Weg finde ich schliesslich oberhalb von Goldbach ein ruhiges Plätzchen für mein Zelt. Der Platz ist zwar nicht völlig eben, er ist aber das Beste, was ich in diesem extrem hügeligen und dicht bewaldeten Gelände finden kann.

Ich bin müde, mein linkes Knie ist entzündet und schmerzt, und ich bringe es sogar fertig, beim AUfstellen des Tarps einen meiner superleichten Carbon-Wanderstöcke zu zerbrechen. Kein optimales Ende für diesen doch recht langen Tag.

Nach einer Katzenwäsche in dem nahe gelegenen winzigen Bach ist es dann Zeit, schlafen zu gehen.

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